Tiefenpsychologische Therapie
Die Psychologie als Wissenschaft und damit verbunden das Verfahren der Psychoanalyse ist mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert entstanden. Zu dieser Zeit gab es vornehmlich im deutschsprachigen und französischen Raum die Bewegung, bis dahin der Philosophie und der Religion als zugehörig erachtete Mechanismen im Individuum selbst zu vermuten. - von Holger Nikolai, Heilpraktiker für Psychotherapie
Sigmund Freud (siehe auch Lexikon-Artikel 'berühmte Psychologen') war die prominenteste bzw. prägende Person, er hat als erster eine umfassende Theorie und ein darauf basierendes Behandlungsverfahren, die Psychoanalyse formuliert. Es ist nicht zu vergessen, dass es sich bei aller Psychologie immer um Theorien handelt: die Psyche oder Seele als solche kann nicht "gesehen" oder "bewiesen" werden, ebenso wenig ihre Funktionsweise. Dennoch sind Freuds Theorien so fundamental, dass es bis heute zwar viele Weiterentwicklungen und Abwandlungen gibt, die Grundlagen aber praktisch unverändert angewandt werden. Kernpunkt von Freuds Theorien ist die Libido, die er als sexuelle Antriebskraft definierte, die praktisch sämtliche Handlungen des Individuums determiniert.
Mit den nachfolgenden Entwicklungen bzw. Richtungen durch Freuds Schüler erweiterte und differenzierte sich Freuds Ansatz zu bestimmten Schwerpunkten: Carl Gustav Jung begründete die analytische Psychologie, die das Individuum mit einem "ewigwährenden Universum" in Verbindung gebracht hat. Alfred Adler begründete die Individualpsychologie, die sich stärker auf den Machtaspekt konzentrierte.
Alle Richtungen, die sich grundsätzlich auf die Freudschen Annahmen berufen, werden zusammengefasst unter dem Begriff "Tiefenpsychologie". Damit wird ausgedrückt, dass in jedem Menschen eine Art "unbekanntes Inneres" vorhanden ist, das maßgeblichen Anteil am Erleben und Handeln des Einzelnen hat, aber nicht direkt zugänglich, sondern verborgen, "unbewusst" ist. Dieses "Unbewusste" äußert sich am ehesten in Träumen, Phantasien und spontanen Affekten.
Mit den nachfolgenden Entwicklungen bzw. Richtungen durch Freuds Schüler erweiterte und differenzierte sich Freuds Ansatz zu bestimmten Schwerpunkten: Carl Gustav Jung begründete die analytische Psychologie, die das Individuum mit einem "ewigwährenden Universum" in Verbindung gebracht hat. Alfred Adler begründete die Individualpsychologie, die sich stärker auf den Machtaspekt konzentrierte.
Alle Richtungen, die sich grundsätzlich auf die Freudschen Annahmen berufen, werden zusammengefasst unter dem Begriff "Tiefenpsychologie". Damit wird ausgedrückt, dass in jedem Menschen eine Art "unbekanntes Inneres" vorhanden ist, das maßgeblichen Anteil am Erleben und Handeln des Einzelnen hat, aber nicht direkt zugänglich, sondern verborgen, "unbewusst" ist. Dieses "Unbewusste" äußert sich am ehesten in Träumen, Phantasien und spontanen Affekten.
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Der Trauma- und PTBS-Test ermittelt, inwieweit Anzeichen für eine Traumatisierung oder Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) vorliegen. Der Selbsttest wurde von Psychologen entwickelt und ist auch für Jugendliche geeignet.. Zum Trauma- und PTBS-Test...Dementsprechend versucht die Psychoanalyse bzw. alle tiefenpsychologischen Verfahren, an dieses Unbewusste heranzukommen. Eine erste Methode dazu war die Hypnose, später kamen Assoziationsexperimente und aktive Imagination (Jung, später "katathymes Bilderleben") dazu. Der Psychoanalytiker benötigt ein sehr tiefes Wissen um die Theorien, die diesen Vorgängen zugrundeliegen und "führt" den Analysanden (Klienten) durch dessen unbewusste Erfahrungen und Vorgänge. Diesen Ablauf nennen wir heute auch "direktiv", d. h. der Analytiker hat eine Vorstellung und übernimmt eine hohe Verantwortung für den therapeutischen Prozess.
Der Klient benötigt ein großes Maß an Vertrauen in den Therapeuten, um sich seinen unbewussten Impulsen stellen zu können. Aufgrund dieser Voraussetzungen wurde von Anfang an - bis heute - eine große Kritik an analytischen Verfahren geübt. Demgegenüber steht eine hohe Erfolgsquote, d. h. ein dauerhaftes, subjektiv gebessertes Empfinden der Analysanden.
Ein Element der analytischen Verfahren, das stark im Vordergrund steht, ist die Traumanalyse. Das Traumgeschehen wird von der Analyse grundsätzlich nicht als "neurologische Durcharbeitung" des Tagesgeschehens angesehen, sondern als bedeutsame, autonome Handlung des Unbewussten, welches ja das vornehmliche Ziel aller Tiefenpsychologie ist.
Einige tiefenpsychologische Verfahren gelten als Spezialität
Heutzutage werden analytische Therapien meist mit zwei Sitzungen pro Woche durchgeführt, oft über ein bis zwei Jahre. Alternativ dazu hat sich die "Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie" etabliert, die die Freudschen Grundannahmen benutzt, sich aber auf einen Themenkomplex konzentriert und mit einer wöchentlichen Frequenz und kürzerer Gesamtdauer arbeitet.
Die "große Psychoanalyse" wird heute eher selten durchgeführt. In Zeiten der Forderung nach hoher Effizienz wird diese häufig mit kurzen Zeiträumen und schneller Durchführung in Verbindung gebracht. Diese Parameter kann die Psychoanalyse nicht erfüllen. Nach Freud sollte eine Analyse täglich, d. h. 5 mal pro Woche durchgeführt werden, und das über einen nahezu unbegrenzten, zumindest aber mehrjährigen Zeitraum. Durch die extrem enge Verbindung "überträgt" der Klient nach und nach seine Erlebens- und Verhaltensmuster auf den Analytiker, der aufgrund seiner Theorien eine Interpretation bzw. Deutung dieser Handlungsmuster gibt. Für den Klienten ergibt sich daraufhin ein Erkenntnisgewinn bzw. eine Umstrukturierung der Persönlichkeit, die dann eine Abnahme der als belastend empfundenen Denk- und Verhaltensmuster bewirkt.
Bei der Psychoanalyse wird auch heute noch das klassische "Setting" eingehalten, d. h. der Analysand liegt auf einer Couch, der Analytiker sitzt hinter dem Kopfende und folgt den Assoziationen und Gedanken des Analysanden in "freischwebender Aufmerksamkeit". Bei der heutzutage häufiger angewandten Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie hingegen sitzen sich Therapeut und Klient gegenüber und halten Blickkontakt. Die Verfahren nach C. G. Jung und A. Adler werden heute eher selten praktiziert. Trotz vieler Vorzüge gelten sie oft eher als "Spezialität" von Therapeuten, die einen hohen persönlichen Bezug zu den Inhalten dieser Theorien spüren.
Der Indikationsbereich der tiefenpsychologischen Verfahren ist recht groß und umfasst alle traditionell als "neurotisch" bezeichneten Störungen: Ängste und Panik, Zwänge, Bindungs- und Beziehungsstörungen, körperlich erscheinende Schmerzen, Eßstörungen und Depressionen sowie Persönlichkeitsstörungen. Erfahrene Psychoanalytiker verwenden die Verfahren auch bei psychotischen Erkrankungen (schwere seelische Störungen mit Realitätsverlust), die in der modernen Psychiatrie für medikamentöse Behandlungen indiziert sind. Solche Behandlungen werden allerdings ausschließlich stationär durchgeführt.
Klienten meist überdurchschnittlich intelligent
Kritik an der Psychoanalyse besteht auch insofern, als dass bestimmte Voraussetzungen von seiten des Klienten erfüllt werden sollten. Besonders eine mindestens durchschnittliche Intelligenz, eine hohe Fähigkeit zur Introspektion und Selbstreflexion ("Innenschau") und eine hohe Frustrationstoleranz (Fähigkeit, mit "Stillstand" umzugehen) werden als hilfreiche Voraussetzungen für diese Verfahren angesehen.
Aufgrund der Therapiedauer und der sehr individuellen Beziehungen zwischen Therapeut und Klient gab es lange Zeit keine aussagekräftigen Studien über die Wirksamkeit analytischer Verfahren. Im ausgehenden 20. Jahrhundert wurden allerdings vermehrt Studien aufgenommen, die den Erfolg dieser Therapien unter gut objektivierten Kriterien untersucht haben und zu sehr guten Ergebnissen gekommen sind. Erwähnt werden sollen vor allem folgende Studien: Heidelberger Katamneseprojekt (Rad, Senf & Bräutigam, 1998), Berliner Psychotherapiestudie (Rudolf, Manz & Öri, 1994), Katamnesenstudie der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (Leuzinger-Bohleber, Stuhr et al. 2001).
In diesen Untersuchungen wurde festgestellt, dass bis zu 90 % aller Klienten über einen längeren Zeitraum, d. h. mehr als sechs Jahre nach Abschluss der Therapie ein deutlich verbessertes subjektives Erleben und Empfinden beschreiben. Die Klienten berichten überwiegend von deutlich verbesserter Kreativität und Arbeitsfähigkeit und verbesserter Selbstreflexion und Beziehungsfähigkeit. Die Ergebnisse hinsichtlich der analytischen Langzeitverfahren übertreffen die Erfolge von Kurzzeittherapien aller Verfahrensrichtungen deutlich.
Daran zeigt sich die Analogie, dass als störend empfundene Erlebens- und Verhaltensmuster, die sich i. d. R. über einen Zeitraum von Jahren und Jahrzehnten manifestiert haben, auch einen entsprechend langen Zeitraum und eine intensive persönliche Beziehung zum Therapeuten erfordern, um dann aber ebenfalls langfristig gebessert zu werden. Insofern handelt es sich bei allen tiefenpsychologischen Langzeittherapien zwar um zeit- und kostenintensive, aber auch überdurchschnittlich häufig langfristig erfolgreiche Behandlungen.
Tiefenpsychologische Therapie in der Übersicht
Begründer und theoretischer Hintergrund:
Alle tiefenpsychologischen Therapien haben ihren Ursprung in Freuds Psychoanalyse und stellen das Unbewusste in den Vordergrund.Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen in Deutschland möglich?
Ja (Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Analytische Psychotherapie) - siehe: Was kostet Psychotherapie und wer zahlt?Anerkannt für die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten?
Ja - siehe: Psychotherapie - Lexikon der PsychologieAnzahl der Studien, die Wirksamkeit belegen:
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