Psychopath - Lexikon der Psychologie
Als Psychopathen werden Menschen bezeichnet, die mit großer Gefühlskälte und Durchtriebenheit vorgehen und dabei vordergründig freundlich, charmant und redegewandt wirken. Psychopathen verfügen oftmals über ein ausgeprägtes schauspielerisches Talent, so dass es ihnen lange gelingt, die Fassade des Normalen aufrecht zu erhalten (der nette Herr von nebenan) und andere auszunutzen.
Psychopathen werden häufig in besonderer Weise kriminell auffällig, z.B. als Serienkiller (Horror-Paar aus Höxter). In der Wirtschaft gibt es jedoch auch „erfolgreiche“ Psychopathen (insbesondere in Führungspositionen), die mit großer Gefühlskälte und Durchtriebenheit vorgehen und alle Vorteile für sich zu nutzen verstehen.
Psychopathie-Merkmale
Der Kriminalpsychologe Robert D. Hare beschrieb als einer der ersten das Persönlichkeitsbild des Psychopathen. Auf Hare geht auch die aktuell gültige psychiatrische Checkliste (Psychopathie-Test) zur Diagnose von Psychopathie zurück. Sie umfasst 20 Eigenschaften, die sich der Kern-Persönlichkeit oder dem resultierenden antisozialen Verhalten zuordnen lassen.Charakteristische Eigenschaften (wesentlich für Psychopathen, daher auch als klassische Psychopathie-Eigenschaften bezeichnet)
- Redegewandtheit, oberflächliche Freundlichkeit
- übersteigertes Selbstwertgefühl
- großes Bedürfnis nach Abwechslung und äußeren Reizen
- häufiges, krankhaftes Lügen
- durchtrieben und manipulativ
- gänzliches Fehlen von Gewissensbissen und Schuldgefühlen
- oberflächliches Gefühlsleben
- Gefühlskälte / Fehlen von Einfühlungsvermögen
Antisoziale Verhaltensweisen (treten auch bei kriminellen Personen auf, die nicht-psychopathisch sind)
- geringe Selbstkontrolle
- nutzt andere für sich aus / lebt auf Kosten anderer
- ausschweifendes Sexualleben / häufig wechselnde Sexualkontakte
- Verhaltensprobleme im Jugendalter
- Fehlen realistischer langfristiger Ziele
- Impulsivität
- Verantwortungslosigkeit
- übernimmt keine Verantwortung für das eigene Verhalten
- feste Partnerschaften halten nur kurz
- kriminelle Auffälligkeit im Jugendalter
- Nichteinhalten von Bewährungsauflagen
- kriminelle Aktivitäten in mehreren Bereichen
Auswertung des Psychopathie-Tests
Für die Diagnose Psychopathie wird das Zutreffen der 20 Eigenschaften von einem Psychiater oder Psychologen beurteilt und mit 0 (trifft nicht zu), 1 (trifft teilweise zu) oder 2 (trifft ganz zu) bewerten. Anschließend werden alle Punkte zusammengezählt. Personen mit 30 oder mehr Punkten werden als Psychopathen diagnostiziert:
0-6 Punkte: Normaler, unauffälliger Wert: In diesem Bereich bewegen sich die meisten Menschen
7-15 Punkte: Noch unauffälliger Wert
16-20 Punkte: Typischer Wert für nicht-psychopathische Kriminelle
22-29 Punkte: Antisoziale Persönlichkeitsstörung
30-34 Punkte: Psychopath, eventuell (noch) nicht kriminell
35-40 Punkte: kriminell-auffälliger Psychopath
7-15 Punkte: Noch unauffälliger Wert
16-20 Punkte: Typischer Wert für nicht-psychopathische Kriminelle
22-29 Punkte: Antisoziale Persönlichkeitsstörung
30-34 Punkte: Psychopath, eventuell (noch) nicht kriminell
35-40 Punkte: kriminell-auffälliger Psychopath
Die psychopathische Persönlichkeit weist Überlappungen zu anderen Persönlichkeitsstörungen auf. Mit der narzisstischen Persönlichkeit teilt sie sich das übersteigerte Selbstwertgefühl, mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung die Impulsivität. Die antisoziale Persönlichkeit zeigt ähnliche (kriminelle) Verhaltensweisen, ihr fehlt jedoch das freundliche, redegewandte Auftreten sowie das übersteigerte Selbstwertgefühl.
Behandlung und Therapie
Psychopathen lassen sich nur schwer therapieren, da sie schon die grundlegenden Voraussetzungen für eine Therapie nicht mitbringen (Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, Einfühlungsvermögen, Einsicht in die Problematik).
Durch krankhaftes Lügen, manipulative Redegewandtheit und ein charmantes Auftreten können sie sich zudem der Therapie leicht entziehen und den Therapeuten täuschen. Sie spielen einen vermeintlichen Erfolg der Therapie vor, um z.B. Hafterleichterungen zu erhalten.
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