Hochsensibilität - Lexikon der Psychologie
Hochsensibilität (High-Sensitivity) ist ein Phänomen, das Ende der 1990er Jahre zuerst von der US-amerikanischen Psychologin Elaine N. Aron beschrieben und untersucht wurde. Hochsensible Menschen (Highly Sensitive Persons, HSP) reagieren empfindlicher als andere Menschen auf Reize und verberarbeiten diese intensiver.
Aron sieht in Hochsensibilität eine vererbte Disposition empfindlicher auf Reize zu reagieren und Informationen intensiver und sorgfältiger zu verarbeiten. Dadurch hinterlassen Reize oft einen tieferen Eindruck und es kommt schneller zu Reizüberflutungen. Nach Aron sind etwa 20% der Menschen hochsensibel.
Kritiker sehen in Hochsensibilität kein neues homogenes Konstrukt, sondern eher eine Mischung aus unterschiedlichen bereits bekannten Dispositionen und Persönlichkeitseigenschaften. Nach Auffassung vieler Kritiker kann Hochsensibilität ganz unterschiedliche Ursachen haben (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), Labilität, Depressionen, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Hochbegabung) die jeweils einzeln zu diagnostizieren und zu bewerten sind.
Es gibt mehrere Erklärungsmodelle für Hochsensibilität: Nach Elaine Aron zeichnen sich hoch sensible Menschen (highly sensitive persons) dadurch aus, dass äußere Reize besonders sensibel wahrgenommen und intensiv erlebt werden. Verantwortlich dafür sind laut Aron Unterschiede in der Reizverarbeitung im Gehirn. Die Überempfindlichkeit zeigt sich laut Aron insbesondere bei Schmerzen, Schlafmangel, Koffein und Medikamenten.
Es wird vermutet, dass bei hochsensiblen Menschen Reize einerseits weniger stark gefiltert werden, so dass mehr Reize in das Bewusstsein dringen, und ihnen andererseits mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird.
Hochsensibilität: Symptome und Ursachen
Wichtige Symptome und Anzeichen für Hochsensibilität nach Aron sind:
- Überempfindlichkeit für Schmerzen, Koffein oder Medikamente
- fühlen sich unwohl, wenn viele Dinge gleichzeitig passieren
- viel Fantasie, beschäftigen sich intensiv mit dem eigenen Innenleben
- strengen sich besonders an, um keine Fehler zu begehen
- vermeiden aufwühlende Filme oder chaotische Veranstaltungen
- werden schnell durch die Stimmung anderer Menschen beeinflusst
- waren bereits als Kind schüchtern und sensible
Aron beton, dass es wichtig ist für Menschen um ihre Hochsensibilität zu wissen. So können sie sich darauf einstellen und z.B. Reizüberflutungen vermeiden. Hochsensible Menschen benötigen laut Aron mehr Ruhe und Zeit für sich. Wenn sie ihren Lebensstil ändern, gelingt es ihnen, die Vorteile der Hochsensibilität für sich und andere zu nutzen:
- denken sorgfältiger und genauer
- erkennen Gefahren und Unstimmigkeiten schneller
- sind kreativer und empfindsamer
Aron empfiehlt hochsensiblen Menschen ihr Leben (Berufswahl) und ihre Beziehungen bewusst zu gestalten und das Thema Hochsensibilität offen anzusprechen. Aron geht es aber darum, dass Selbstvertrauen hochsensibler Menschen zu stärken, auch indem sie ein bessere Verständnis für die eigene Vergangenheit gewinnen. Oftmals erklärt sich berufliches oder privates Scheitern in der Rückschau vor dem Hintergrund der Hochsensibilität.
Weiterführende Quellen und Weblinks
Buchempfehlungen
Thomas Schirrmacher (2013). Hochsensibilität: Empfindsamkeit leben und verstehen. Hänssler. mehrAntworten vom Psychomeda Therapeuten-Team
Ich bin hochsensibel und sollte mich besser schützen. Nur wie?
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