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Achtsamkeit - Lexikon der Psychologie

Achtsamkeit ist ein Konzept mit buddhistischen Wurzeln und bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der durch ein leidenschaftsloses, nicht-wertendes und fortwährendes Wahrnehmen geistiger Zustände, körperlicher Empfindungen, Gedanken, Vorstellungen und Prozesse gekennzeichnet ist. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Beobachtung des Atmens. Die Entwicklung von Achtsamkeit geht allmählich vonstatten und erfordert ständiges Üben.
Durch das Üben von Achtsamkeit soll ein besseres geistiges Verständnis aller Erfahrungen erzielt werden. Nach der buddhistischen Lehre der Achtsamkeit entsteht durch den Bewusstseinszustand der Achtsamkeit ein reichhaltigeres und vitaleres Lebensgefühl. Fehlerhafte Wahrnehmungen und Selbsttäuschungen werden vermieden, Einsicht in tiefere Wahrheiten gewonnen.
Bereits 500 v. Chr. beschrieb Anapanasati Sutra in seinem Lehrbuch "Diskurs über das volle Bewusstsein beim Atmen" wie Achtsamkeit entwickelt wird:
"Wie wird Achtsamkeit [...] entwickelt, um zu einem vollständigen Bewusstsein des Körpers, der Gefühle, der geistigen Formationen und der Art zu gelangen? Fortwährend achtsam, atmet man ein; achtsam atmet man aus. Beim langen Einatmen weiß man: ,ich atme lang ein‘. Beim langen Ausatmen weiß man: ,ich atme lang aus‘."

Achtsamkeit in der Psychotherapie

Achtsamkeit wird zunehmend auch in der Therapie zur Behandlung von psychischen Störungen eingesetzt. Dabei wird unter Achtsamkeit eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung verstanden: Die Aufmerksamkeit wird willentlich nicht-wertend auf aktuelle Erlebnissen und Erfahrungen gerichtet.
Durch die willentliche Lenkung der Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt soll ein unreflektierter "Autopilotenmodus", schädliche Gewohnheiten und unerwünschte Reaktionsmuster durchbrochen werden. Sowohl angenehme als auch unangenehme Empfindungen sollen achtsam betrachtet werden. Eine Fähigkeit, die vergleichbar auch in der Verhaltenstherapie unter dem Stichwort systematische Desensibilisierung bei Angststörungen vermittelt wird. Weitere Anwendungsgebiete sind Stressabbau (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR), die Behandlung von depressiven Störungen (Mindfulness-Based Cognitive Therapy for Depression (MBCT), bei Borderline-Persönlichkeitsstörung und Drogenabhängigkeit.
Verschiedene Studien konnten die Wirksamkeit von Meditation und Achtsamkeitsübungen bei psychischen Störungen belegen, insbesondere bei der Behandlung von Angst- und Spannungszuständen, Schlafstörungen und Substanzabhängigkeit (Grawe et al., 1994).

Weiterführende Quellen und Weblinks

Buchempfehlungen

Jessica Wilker (2011). Das Einmaleins der Achtsamkeit: Vom sorgsamen Umgang mit alltäglichen Gefühlen (HERDER spektrum). mehr
Halko Weiss (2013). Das Achtsamkeits-Übungsbuch: Für Beruf und Alltag. Klett-Cotta; Auflage: 4., Aufl. mehr




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