Extraversion und Introversion - Lexikon der Psychologie
Das Gegensatzpaar "Extraversion - Introversion" beschreibt eine stabile Persönlichkeitseigenschaft und wurde erstmals 1921 von dem Psychoanalytiker Carl Jung in seiner Theorie der Persönlichkeitstypen verwendet. In der Vorstellung von Jung kann die psychische Energie entweder nach außen (extravertiert) oder nach innen (introvertiert) gerichtet sein - jeweils bezogen auf Wahrnehmung, Intuition, Denken und Fühlen. Dabei bedeutete extravertiert für Jung zugleich "bewusst" und introvertiert "unbewusst".
Der berühmte deutschstämmige Psychologe und Persönlichkeitsforscher Hans Jürgen Eysenck erkannte in dem Gegensatzpaar "Extraversion - Introversion" eine grundlegende Persönlichkeitsdimension: Menschen sind nicht entweder "extravertiert" oder "introvertiert", sondern lassen sich mit vielen Abstufungen auf einem Kontinuum von sehr introvertiert bis sehr extravertiert einordnen.
Laut Eysenck sind extravertierte Menschen eher:
- gesellig
- unbedacht/leichtfertig
- dominant
- abenteuerlustig
- impulsiv
- risikofreudig
- ausdrucksstark
- aktiv
- still/ruhig
- zurückhaltend
- in sich gekehrt
- reserviert
- schüchtern
Zu Eysencks großer Leistung zählt, dass er auch eine Theorie, um die Unterschiede zwischen extravertierten und introvertierten Menschen zu erklären. Eysenck nahm an, dass die Unterschiede auf Unterschiede in der Erregbarkeit des kortikalen Gehirns zurückgehen. Extravertierte Menschen sind gesellig, risikobereit und abenteuerlustig, weil es ihnen an inneren Reizen mangelt und sie daher äußere Anregungen benötigen, um ein optimales kortikales Erregungsniveau zu erreichen.
Extraversion hat sowohl genetische als auch biologische Ursachen. Der Einfluss der Umwelt auf die Ausprägung dieser Persönlichkeitsdimension ist eher untergeordnet. Neuere Studien konnten jedoch zeigen, dass die Geschwisterreihenfolge einen Einfluss auf die Facetten der Extraversion hat: Erstgeborene sind eher aktiv, dominant und risikobereit, später Geborene eher sozial und gesellig. Extravertierte Menschen zeigen häufig bessere Leistungen im Beruf, z.B. als Manager und Verkäufer. Sie pflegen soziale Kontakte intensiver und sind risikobereiter. Neuere Studien zeigen jedoch auch, dass gerade unter Top-Managern (C-Level) und Innovatoren introvertierte Persönlichkeiten überraschend häufig vertreten sind, z.B. Bill Gates, Warren Buffett, Steve Jobs, Steven Spielberg.
Extraversion und die Big-Five
Zusammen mit den beiden anderen von Eysenck postulierten grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen Neurotizismus und Psychotizismus bildet die Persönlichkeitsdimension "Extraversion - Introversion" in Eysencks PEN-Modell ein dreidimensionales Koordinatensystem zur Beschreibung der menschlichen Persönlichkeit.
Heute wird die Dimension "Extraversion - Introversion" von allen führenden Persönlichkeitsforschern als eine der fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale (Big Five) angesehen. Sie ist praktisch in jedem Persönlichkeitstest enthalten. Die Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen lauten: Extraversion, Neurotizismus, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Sie können z.B. mit dem Big-Five-Persönlichkeitstest auf Psychomeda (online) bestimmt werden.
Es wurden eine Reihe von psychologischen Tests zu Messung von "Extraversion - Introversion" entwickelt:
- Eysenck Personality Profiler (EPP): Von Eysenck entwickelter Test, der unterschiedliche Facetten von Extraversion erfasst.
- Myers-Briggs Type Indicator (MBTI) ist ein psychologischer Test für die Persönlichkeitstypen nach Jung
- Five Factor Inventory (NEOFFI): Testet die fünf grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit).
- Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T): Bekannter deutschsprachiger Persönlichkeitstest zur Messung von "Extraversion - Introversion" und der anderen vier Big-Five-Dimensionen sowie zur Messung der grundlegenden Motivation
Der Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T) kann online und kostenlos auf Psychomeda durchgeführt werden. Zudem stellt der Test die Ergebnisse auch nach dem DISC-Modell dar. Die Auswertung wird gleich nach der letzten Frage angezeigt. Zum Big-Five-Persönlichkeitstest...
Weiterführende Quellen und Weblinks
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