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Wie geht es weiter, wenn das Vertrauen zum Therapeuten erschüttert ist?

Bine (w, 40) aus Wiesbaden: Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin gerade etwas verzweifelt. Meine Traumatherapie wegen meiner PTBS läuft eigentlich sehr gut und ich habe auch eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Therapeut. Nun sagte mir mein Therapeut, dass er erkrankt ist und sich in Behandlung begeben muss. Mir fiel sofort auf, wie sehr das den Therapeuten belastet. Innerhalb der Stunde war nichts mehr wie vorher, ich spürte Anspannung auf der Seite des Therapeuten und eine Unkonzentriertheit. Natürlich weiß ich nicht, wegen was der Therapeut behandelt werden soll, aber das es nichts einfaches ist hat man schon in den Aussagen gemerkt. Da ich meinen Therapeuten sehr mag und die Qualität der Therapie gerade auch leidet, habe ich meinen Therapeuten später per Mail gebeten, dass wir wegen seiner anstehenden Krankheitsphase die Therapie unterbrechen.
Leider bekam ich eine sehr schroffe Rückantwort mit der Aufforderung nicht zu sagen, was gerade für den Therapeuten das Beste ist. Leider hat die Wortwahl der Antwort mich komplett Retraumatisiert.
Ich habe eine Therapiesitzung nicht wahrgenommen. Die nächste hatte ich mir fest vorgenommen, dies anzusprechen. Ich bekam eine Antwort wie ein Buch was vorgelesen wurde. Mir fällt es gerade sehr schwer das Vertrauen was war wieder herzustellen. Ich stelle mir gerade die Frage, ob ich jetzt den Therapeuten wechseln sollte? Oder kann man das Vertrauensverhältnis wieder herstellen? Vielen Dank!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Bine,

es tut mir leid zu lesen, dass Sie sich gerade so verzweifelt fühlen. Eine Traumatherapie ist ohnehin ein sehr sensibler Prozess, und ein stabiles Vertrauensverhältnis zum Therapeuten ist dabei essenziell. Dass Sie durch seine Erkrankung und seine Reaktion auf Ihre gut gemeinte Nachricht nun selbst verunsichert wurden, ist absolut nachvollziehbar.

Gerade wenn man selbst ein Trauma erlebt hat, kann es besonders schmerzhaft sein, wenn eine vertraute Bezugsperson plötzlich anders reagiert als erwartet. Ihre Wahrnehmung, dass sich die Dynamik in der Therapiesitzung verändert hat, ist berechtigt – und es ist verständlich, dass das Vertrauen dadurch erschüttert wurde.

Sie fragen sich nun, ob das Vertrauensverhältnis wiederhergestellt werden kann oder ob ein Wechsel die bessere Lösung wäre. Aus meiner Erfahrung ist es sehr schwierig, eine Therapie fortzusetzen, wenn man sich vom Therapeuten nicht mehr sicher oder verstanden fühlt – insbesondere, wenn bereits eine erneute Retraumatisierung stattgefunden hat. Natürlich kann man versuchen, das Thema anzusprechen, aber wenn die Kommunikation bereits so angespannt ist und Ihre Grenze nicht respektvoll angenommen wurde, dann ist es absolut legitim, einen Wechsel in Betracht zu ziehen.

Ihr Wohlbefinden steht an erster Stelle. Eine Traumatherapie erfordert eine sichere, vertrauensvolle Umgebung, in der Sie sich verstanden und aufgehoben fühlen. Wenn dieses Gefühl nicht mehr da ist, wäre es sinnvoll, sich nach einem anderen Therapeuten umzusehen, bei dem Sie sich wieder sicher fühlen können.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Klarheit auf Ihrem weiteren Weg.

Herzliche Grüße

Katharina Samoylova
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die offenen Worte. Mein Eindruck zu dem Thema hat sich bestätigt.





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