Schwierigkeiten bei EMDR-Therapien

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lizzy,

danke für Ihre Frage, die mich ernstlich alarmiert! Wenn ich Ihren Beitrag richtig interpretiere, leiden Sie selbst unter Suizidgedanken, die ursächlich mit den Selbsttötungen in Ihrem Umkreis entstanden sind (Anpassungsstörung) und nun in der EMDR-Therapie verstärkt zutage treten. Waren diese Gedanken bereits vor der Therapie vorhanden oder sind diese erst mit den Therapiesitzungen entstanden?

Bitte kontaktieren Sie unbedingt Ihren Therapeuten und berichten ihm von den verstärkten Suizidgedanken! Wenn Sie diesen Schritt nicht tun möchten oder können, wenden Sie sich bitte an ein psychiatrisches Krankenhaus, die psychiatrische Abteilung eines allgemeinen Krankenhauses oder einen Psychiater/Facharzt für Psychiatrie. In akuten Fällen, z. B. beim Auftreten der Gedanken in der Nacht, können Sie auch die Telefonseelsorge anrufen (0800 111 0 111).

In einer EMDR-Therapie können traumatische Erlebnisse oder Gedanken sehr intensiv konfrontiert werden. Der Therapeut hat die Aufgabe, mit Hilfe von von Entspannungs- und 'Sicherungs'-Methoden dem Klienten einen 'Rückzugsraum' zu schaffen, in dem dieser sich von den Traumata distanzieren kann.

Bei einer dennoch eingetretenen Überlastung (wie in Ihrem Fall) muß der Therapeut unbedingt sofort über die akute Krise informiert werden, so daß unverzüglich eine weitere Prozessierung stattfinden kann, um Retraumatisierungen zu verhindern.

Als Klient können Sie in einer Therapie nichts falsch machen! Der Therapeut ist für die Anwendung seiner Verfahren verantwortlich und muß den Klienten über alle Eventualitäten aufklären. Bei Trauma-Verfahren wie EMDR ist außerdem eine unkomplizierte Ansprechbarkeit bei Unverträglichkeit zu gewährleisten.

Medikamentöse Therapien sind möglich, doch bedenken Sie bitte, daß jede Wirkung auch eine Nebenwirkung nach sich zieht! Außerdem wirken Antidpressiva nur symptomatisch, d. h. Ihre Anpassungsstörung wird nur für die Dauer der Medikamenteneinnahme 'beseitigt', bei Absetzen kann die Symptomatik wiederkehren. Deswegen sollten alle Psychopharmaka nur mit begleitender Psychotherapie verabreicht werden, um eine langfristige Aufarbeitung der Thematik zu gewährleisten.

Daß eine EMDR-Therapie durchaus 'anstrengend' bzw. konfrontativ sein kann, ist bekannt. Zur Verschlimmerung oder dem Hervorrufen von Suizidgedanken darf sie indes nicht führen!

Sollten Ihre Suizidgedanken akut, d. h. sich aufdrängend und impulsiv sein, suchen Sie bitte die oben genannten Hilfen auf! Sollte es sich um Gedanken handeln, die Sie beherrschen können, d. h. Sie sind sich sicher, daß Sie sich nicht das Leben nehmen werden, sprechen Sie dringend Ihren Therapeuten an und bitten um eine Neuausrichtung des Therapiekonzeptes.

Bei EMDR handelt es sich um ein modernes und gut wirksames Verfahren, das geeignet ist, traumatische Erfahrungen in das Bewußtsein zu integrieren. Eine sensible Anwendung unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsfaktoren und Lebensumstände ist allerdings Voraussetzung für die Wirksamkeit. Bitte achten Sie auf sich und nehmen nötigenfalls zusätzliche Hilfe in Anspruch!

Herzliche Grüße

Ihr

Holger Nikolai

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