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Wie kann man bei Verfolgungswahn helfen?

talipap (w, 19) aus Köln: Hallo, bei meinem Vater wurde vor ca. 10 Jahren eine Psycho diagnostiziert. Er war kurzzeitig in Behandlung, welche er aber auf eigenen Wunsch abgebrochen hat. Daraufhin ließ sich meine Mutter von ihm Scheiden und er ist weg gezogen.

Wir sehen uns ein bis zwei mal im Jahr. Wir telefonieren jede Woche. Außer mir hat er keinen regelmäßigen Kontakt zu jemandem aus der Familie und soweit ich weiß auch keinerlei soziale Kontakte in seiner neuen Heimat. Seit Monaten ist er wieder ganz schlimm drauf, sendet mir jeden Tag viele E-Mails, dass er verfolgt und beobachtet wird und das alle ihn fertig machen wollen. Er sagt, dass er oft Angst hat und nicht schlafen kann. Er verlangt von mir, dass falls ihm etwas zustößt ich das BKA einschalten müsste.

Ihn auf seine Krankheit anzusprechen ist sinnlos und hat in der Vergangenheit mir Probleme bereitet als das es gelöst hätte. Er sagt, dass alles gelogen sei und er gesund wäre. Andererseits mache ich mir natürlich totale Sorgen und würde ihm gerne helfen. Weiß aber nicht wie.

Ist diese Krankheit nach so langer Zeit überhaupt noch heilbar? Und wie bringt man einen Betroffenen dazu sich freiwillig ärztliche Hilfe zu holen? Ist ein Betroffener gefährdet sich etwas anzutun?

Vielen Dank im Vorraus.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Talipap,

die soziale Einbindung ist bei Psychosen ein großes Problem. Da ist es gut, wenn es zumindest einen Menschen gibt, der sich kümmert und den Kontakt hält, soweit es geht - auch wenn das nicht immer einfach sein dürfte. Insofern tun Sie schon eine Menge und ich denke, dass diese Hilfe sehr wichtig für Ihren Vater ist. Vielleicht würde es Ihnen gut tun zu erfahren, wie andere Angehörigen mit solch einer Situation umgehen. Sie können sich dazu z.B. an eine Selbsthilfegruppe wenden. Schauen Sie z.B. bei www.rat-und-tat-koeln.de.

Leider wollen Betroffene häufig keine ärztliche Hilfe und zeigen eine mangelnde Krankheitseinsicht, so wie im Fall Ihres Vaters. Die Heilungsaussichten können immer nur individuell bestimmt werden. Generell kann man jedoch sagen, dass in der Regel eine Therapie, gestützt auf moderne Medikamente, die eventuell lebenslang einzunehmen sind, gute Ergebnisse bringen kann, d.h. die Lebensqualität und Alltagskompetenz deutlich steigern kann.

Leider ist der Verlauf dieser Krankheit ebenfalls nicht leicht vorherzusagen, wobei es auch zu einer Verschlechterung vorkommen kann. Dabei könnte es zu einer akuten Selbst- oder Fremdgefährdung kommen. Stellen Sie sich mal vor, Sie würden tatsächlich verfolgt und glaubten – irrtümlicher Weise – jemand würde Sie bedrohen. Verständlich, dass man sich dann zur Wehr setzt oder auf der Flucht verunfallt.

Damit zu Ihrer dritten Frage: Falls sich eine solche dramatische Verschlechterung einstellen sollte, wäre es das Beste, für eine vorübergehende Unterbringung zu sorgen. Solch eine Maßnahme ist kein angenehmer Schritt, aber zum Schutz und als Hilfe für den Betroffenen und die Bevölkerung manchmal notwendig. Wenden Sie sich dazu an den Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes der Stadt Köln. Ich habe Ihnen dazu unten einen Link beigefügt. Unter www.psychiatrie-koeln.de finden Sie jeweils aktuelle Informationen und Angebote.

Alles Gute und liebe Grüße
Kai Pinnow
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