Wie kann ich alte Gefühle von früher loswerden?
Thyella (w, 17) aus Berlin:
Hallo!
Manchmal empfinde ich Wut und Aggressionen gegenüber meiner Mutter. Zur Zeit wohne ich wieder mit ihr und meinem Bruder zusammen (sie ist alleinerziehend), zwischenzeitlich lebte ich vier Monate im Ausland, da war das nicht so.
Sie ist eine dominante Person, redet sehr viel und laut und es kommt vor, dass ich mich durch ihre Art unterdrückt fühle.
Ich habe herausgefunden, wieso ich mich so fühle. Und zwar resultiert das aus einer Phase, in der sie selbst ein Trauma aufarbeitete und wenig bis gar keine Zeit hatte, sich mit mir und meinem Leben zu beschäftigen. Es begann als ich ca. 12 Jahre alt war und dauerte ein paar Jahre.
Die Gefühle von damals kommen im Moment wieder hoch. Ich habe das Gefühl, sie hört mir nicht zu, es gibt immer etwas wichtigeres(wenn ich etwas erzählen möchte, muss der Hund gefüttert oder Kaffe gekocht werden etc.). Ich weiß, dass meine Mutter nicht aus Bosheit oder mit Absicht so handelt und trotzdem verletzt es mich.
Ich kenne das Problem, die Ursache und die Wirkung auf mein Verhalten, aber was ich nicht weiß, ist, was mir dieses Wissen jetzt nützt.
Na klar, ich muss nun irgendwie an mir selber arbeiten und diese alten Gefühle von früher loswerden. Aber wie stelle ich das an?
Ich kann doch diese aufkommende Wut nicht einfach unterdrücken in der Hoffnung, dass es mir von Mal zu Mal leichter fällt. Oder doch? Wie läuft das mit der Aufarbeitung von solchen Geschichten? Wie geht es weiter, wenn man herausgefunden hat, wo das Problem liegt und wo es herrührt?
Mit freundlichen Grüßen
Thyella
Hallo!
Manchmal empfinde ich Wut und Aggressionen gegenüber meiner Mutter. Zur Zeit wohne ich wieder mit ihr und meinem Bruder zusammen (sie ist alleinerziehend), zwischenzeitlich lebte ich vier Monate im Ausland, da war das nicht so.
Sie ist eine dominante Person, redet sehr viel und laut und es kommt vor, dass ich mich durch ihre Art unterdrückt fühle.
Ich habe herausgefunden, wieso ich mich so fühle. Und zwar resultiert das aus einer Phase, in der sie selbst ein Trauma aufarbeitete und wenig bis gar keine Zeit hatte, sich mit mir und meinem Leben zu beschäftigen. Es begann als ich ca. 12 Jahre alt war und dauerte ein paar Jahre.
Die Gefühle von damals kommen im Moment wieder hoch. Ich habe das Gefühl, sie hört mir nicht zu, es gibt immer etwas wichtigeres(wenn ich etwas erzählen möchte, muss der Hund gefüttert oder Kaffe gekocht werden etc.). Ich weiß, dass meine Mutter nicht aus Bosheit oder mit Absicht so handelt und trotzdem verletzt es mich.
Ich kenne das Problem, die Ursache und die Wirkung auf mein Verhalten, aber was ich nicht weiß, ist, was mir dieses Wissen jetzt nützt.
Na klar, ich muss nun irgendwie an mir selber arbeiten und diese alten Gefühle von früher loswerden. Aber wie stelle ich das an?
Ich kann doch diese aufkommende Wut nicht einfach unterdrücken in der Hoffnung, dass es mir von Mal zu Mal leichter fällt. Oder doch? Wie läuft das mit der Aufarbeitung von solchen Geschichten? Wie geht es weiter, wenn man herausgefunden hat, wo das Problem liegt und wo es herrührt?
Mit freundlichen Grüßen
Thyella
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Thyella,vielen Dank für deine ausführliche Zuschrift. Du hast dich schon sehr viel mit der Beziehung zu deiner Mutter auseinander gesetzt und ich finde, dass du dein Verhältnis zu ihr sehr selbst reflektiert beschreibst.
Deine Mutter hat vor einigen Jahren ein Trauma aufgearbeitet und konnte in der Zeit nicht für dich sein, wie du es gebraucht hättest. Es begann in einer Zeit, in der du langsam in die Pubertät kamst. Ihre Unterstützung und Ihr Interesse haben dir sehr gefehlt und der Schmerz darüber kommt jetzt wieder hoch. Du hast das Gefühl, sie hört dir nicht zu und versteckt sich hinter scheinbar wichtigen Erledigungen. Du weißt, sie handelt nicht aus böser Absicht und trotzdem verletzt es dich.
Jetzt fragst du dich, wie du mit deiner aufkommenden Wut umgehen sollst und wie man generell mit solchen emotionalen Geschichten umgeht, deren Problem man zwar erkannt hat, aber nicht weiß, wie man es verarbeiten kann.
Um etwas seelisch zu verarbeiten, braucht es in erster Linie ein tiefes Verständnis und Mitgefühl. Sowohl für dich selbst und deine Wutgefühle, als auch für die Unfähigkeit deiner Mutter in der vergangenen Zeit. Das Mitgefühl für deine Mutter hast du bereits. Jetzt ist es wichtig, dass du Mitgefühl für dich selbst entwickelst. Dass du darüber trauern kannst, was dir gefehlt hat. Du kannst allein trauern, aber du kannst dich auch anderen Menschen anvertrauen; Menschen, die dir nahe stehen.
Dabei müssen sie gar nichts weiter tun als dir zuhören und dich mit deinem Schmerz annehmen. Wenn das geschieht, dass du dich einerseits selbst mit deinem Schmerz annimmst und andererseits auch von Anderen dabei begleiten lassen kannst, wird sich etwas lösen können.
Trost ist etwas sehr Heilsames. Es ist, als würdest du eine alte Wunde versorgen, die sich nicht schließen kann, weil noch nicht für sie gesorgt wurde. Vielleicht fallen dir selbst auch noch andere Dinge ein, die deiner seelischen Wundheilung zuträglich sein könnten.
Entscheidend ist dabei, dass du dich selbst kümmerst, dass du es selbst in die Hand nimmst und von deiner Mutter nichts mehr erwartest. Das ist nicht leicht, weil ein innerer Teil in dir vielleicht auch gerne an der berechtigten Wut festhalten möchte. Sollte das so sein, wirst du merken, dass du es in der Hand hast, dieses Gefühl auch wieder gehen zu lassen.
Oftmals hält man an altem Schmerz fest, weil man immer noch genau von der Person Gerechtigkeit erfahren möchte, die an der Entstehung der schmerzvollen Erfahrung mitgewirkt hat. Wenn man diese Erwartung verabschieden kann und wieder selbst Verantwortung übernimmt, löst man sich aus der festgefahrenen Wutspirale.
Auf diese Weise ist es grundsätzlich möglich, seelische Verletzungen zu bewältigen und eines Tages auch loszulassen. Alles was du dafür brauchst, ist bereits in dir vorhanden und ich bin sicher, dass dir das gelingen wird.
Ich wünsche dir dafür alles Gute,
herzlicher Gruß
Anke Wagner
- Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
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