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Unterstützung und Eigenverantwortung: Wege aus der familiären Krise

Rossi (w, 56) aus Freising: Sehr geehrtes Team,
Meine 26 jährige Tochter hat ihren Master in Geowis. im Dezember abgeschlossen, fand schnell eine Anstellung, die sie nach wenigen Wochen aus guten Gründen kündigte, mein Mann und ich standen hinter ihr. Allerdings bewirbt sie sich seither nur auf wenige Traumjobs in einem Zentrum und wartet auf Antworten. Wir wissen gar nicht, wie es mit ihren Bewerbungen aussieht und sie lässt überhaupt nicht mit sich reden. Meine Tochter versucht mich mit ihren Ansichten in die Enge zu treiben. Sie meint die heutige Generation habe es nicht nötig sich so abzuschinden wie ihr Vater. Sie wohnt nach wie vor kostenlos bei uns und geht belanglosen Minijobs nach. Ihre Krankenversicherung, ihr 49,- Ticket und ihre Tanzkurse zahlt sie selber. Sie hat eine Psychotherapie begonnen, da sie während des Masters Panikatacken entwickelt hat, die sich verselbstständigt haben. Meinem Mann hat sie bereits mit Selbstmord gedroht, als er nicht auf die feinfühligste Art mit ihr geredet hat, doch können wir uns nicht die ganze Zeit auf der Nase rumtanzen lassen, bloß weil ich mich nicht traue durchzugreifen. Wir möchten unsere Tochter nicht verlieren, aber sie muss lernen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie hilft auch Null im Haushalt. Inzwischen treffen auch auf mich und meinen Mann immer mehr Probleme zu mit Betreuung der eigenen Eltern ect. und ich bekomme selbst immer wieder heftige innere Angstzustände, ich müsste mich um mein eigenes Leben kümmern.



Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Liebe Rossi,

vielen Dank, dass Sie uns Ihre Sorgen und Bedenken anvertraut haben. Ihre Situation ist komplex und belastend, und ich möchte Ihnen einige Perspektiven und Anregungen bieten, die Ihnen möglicherweise helfen können.

Zunächst einmal möchte ich Ihnen und Ihrem Mann für Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis Ihrer Tochter gegenüber Anerkennung aussprechen. Sie haben ihr in einer schwierigen Phase zur Seite gestanden und ihr Raum gegeben, sich zu erholen und ihren Weg zu finden. Es ist jedoch nachvollziehbar, dass Sie sich nun eine Veränderung und mehr Eigenverantwortung von ihrer Seite wünschen.

Ihre Tochter steht vor einer herausfordernden Lebensphase. Der Übergang vom Studium ins Berufsleben ist oft mit vielen Unsicherheiten verbunden, besonders wenn bereits psychische Belastungen wie Panikattacken bestehen. Ihre Entscheidung, eine Psychotherapie zu beginnen, ist ein wichtiger und positiver Schritt zur Bewältigung ihrer Ängste und zur Stärkung ihrer mentalen Gesundheit.

Es ist wichtig, dass Sie weiterhin eine unterstützende, aber auch klare Haltung einnehmen. Eine offene Kommunikation ist dabei entscheidend. Versuchen Sie, ein Gespräch in einer ruhigen und wertschätzenden Atmosphäre zu führen, in dem Sie Ihre Sorgen und Erwartungen klar und respektvoll darlegen. Es kann hilfreich sein, dabei auf „Ich-Botschaften“ zurückzugreifen, um Vorwürfe zu vermeiden und Ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Sie könnten etwa sagen: „Ich mache mir Sorgen um dich und unsere Beziehung. Ich wünsche mir, dass du mehr Verantwortung im Haushalt übernimmst und aktiv an deiner Zukunft arbeitest.“

Gleichzeitig könnten Sie gemeinsam realistische Ziele und Vereinbarungen festlegen. Dazu gehört beispielsweise, wie viele Bewerbungen sie pro Woche verschickt oder welche konkreten Schritte sie unternimmt, um ihre berufliche Situation zu verbessern. Auch die Übernahme kleiner Aufgaben im Haushalt kann ein guter Anfang sein, um mehr Verantwortung zu übernehmen.

Für Ihre eigene mentale Gesundheit ist es essenziell, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich selbst und suchen Sie gegebenenfalls Unterstützung bei einem Therapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe, um Ihre Ängste und Belastungen zu bewältigen.

Es ist ein Balanceakt, Ihrer Tochter zu helfen, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Achten Sie darauf, dass Sie und Ihr Mann einander stärken und entlasten, und scheuen Sie sich nicht, auch externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn die Situation es erfordert.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und Zuversicht auf diesem Weg. Bleiben Sie im Dialog und unterstützen Sie einander, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Mit freundlichen Grüßen

Manja Biedermann
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die hilfreichen Tipps und die Einfühlsamkeit in die Situation, vielen Dank!





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