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Irgendwie habe ich den Glauben an die Liebe verloren

Vini (w, 41) aus Zürich: Guten Tag

Nicht mehr glücklich: Ich bin von natur aus ein schüchterner Mensch und wohl deshalb auch Single.
ich versuche via Internet einen Partner zu finden,was aber nicht einfach ist. habe zwar so ein paar Männer auch kennengelernt, die aber eher nur Interesse an ein Abenteuer hatten. letztes Jahr kam ich mit einem Mann zusammen, in den ich mich verliebt habe. aber nach 5 Monaten hat er die Beziehung beendet wegen der Distanz (50 km).

das hat mich mehr verletzt als ich dachte und habe lange gelitten. ich habe es nicht verstanden, da er mir sagte, er würde mich sehr lieben. nun, seitdem habe ich Schwierigkeiten wieder zu vertrauen. es gibt durchaus Männer, die an einem Treffen interesse hätten, aber ich schaffs einfach nicht. ich suche ausreden, die Distanz, das Alter zu jung zu alt,hat schon Kinder, der spielt ja nur, sobald er mich sieht, hat er kein Interesse mehr usw.

das macht mich innerlich traurig und wütend, irgendwie habe ich den Glauben an die Liebe verloren und doch wünsche ich mir einen Partner. Frage mich ob es an mir liegt, das ich keinen Mann halten kann.
Danke für lesen und freundliche Grüsse

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Vini,

danke für Ihre Zuschrift. Nachdem, was Sie berichten, ist es nur allzu verständlich, dass Sie Schwierigkeiten haben wieder zu vertrauen. Sie suchen einen Partner über das Internet und hatten bereits einen Mann kennen gelernt, in den Sie sich verliebt haben. Einerseits sagte er Ihnen, dass er Sie sehr lieben würde und andererseits beendete er die Beziehung mit der Begründung, dass die geografische Distanz zwischen ihnen zu groß sei. Das klingt widersprüchlich und ich kann es gut nachempfinden, dass Sie sich durch diese Erfahrung sehr verletzt fühlen.

Sie fragen sich, ob es an Ihnen liegt, dass Sie keinen Mann „halten“ können. Doch Sie müssen nichts und niemanden halten können. Im Gegenteil, Ihr Partner sollte aus eigenem Wunsch heraus mit Ihnen zusammen sein wollen - aus eigenem Interesse, aus Liebe.
Da gibt es erstmal nichts, was Sie falsch machen können. Seien Sie einfach so, wie Sie wirklich sind. Doch Sie haben Einfluss darauf, ob Sie sich auf jemanden einlassen und wie weit Sie das tun wollen. Dabei dürfen Sie ruhig vorsichtig sein und sich Zeit lassen.

Wenn die Verliebtheitsphase eines Paares vorbei ist, zeigt sich, ob die Beziehung eine Zukunft hat. Man taucht aus den rosa Wolken auf und sieht den Partner plötzlich klar und unmissverständlich. Individuelle Unterschiede werden wieder bewusst wahrgenommen und nicht selten dann als störend und unüberwindbar empfunden. Ihr Partner empfand also die Distanz plötzlich als ein Kriterium, das gegen die Weiterführung der Beziehung sprach. Er stieg an dem Punkt aus, an dem es möglich gewesen wäre, eine verbindliche und reife Beziehung aufzubauen. Auch wenn Sie sich verletzt fühlen, es hat letztendlich wenig mit Ihnen als Person zu tun, sondern eher damit, wie er mit Hindernissen in einer Partnerschaft umgeht.

Es richtet sich also nicht gegen Sie - vielleicht tröstet Sie das ein wenig und hilft Ihnen bei Ihrer weiteren Partnersuche. Sie schreiben, irgendwie haben Sie den Glauben an die Liebe verloren. Ihre Verletzung macht Sie traurig und wütend, Sie wollen sich schützen und finden Ausreden, um sich nicht weiter auf Treffen mit Männern einzulassen. Dieses Spannungsfeld können Sie nur auflösen, in dem Sie die Art und Weise, wie Sie sich verletzt fühlen, verändern. Lieben heißt auch, verletzlich zu werden und zu sein.

Vielleicht brauchen Sie etwas Zeit, um diese Erfahrung zu verdauen. Das ist im Moment genau das, was passiert, wenn Sie Ausreden finden: Sie geben sich eine Auszeit. Versuchen Sie langfristig den Druck und die Anstrengung aus Ihrer Partnersuche heraus zu nehmen und schauen Sie, wie Sie für sich mehr Leichtigkeit hinein bringen können.

Mit Leichtigkeit meine ich nicht Unverbindlichkeit. Aber die Offenheit, dass jede ausgewählte Begegnung alles sein darf: ein einmaliges Kaffeetrinken; ein vergnüglicher Abend ohne Herzklopfen; ein geistig reger Austausch über das Leben, ein kurzer Flirt ohne den langen Atem für eine Partnerschaft – oder ganz überraschendes Verlieben, das tatsächlich allmählich in eine verbindliche Partnerschaft übergeht.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
- Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:





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