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Ist das überhaupt ein Zwang, oder eher ein Tic?

Marie (w, 27) aus NRW: Hallo liebes Psychomeda-Team,
ich habe eine Frage über Zwangsgedanken.
Oft (meistens Abends) ertappe ich mich dabei, wenn ich über Vergangenes, z.B. meine Kindheit, nachdenke, dass ich während ich denke, wahllos einige Worte in einer Endlosschleife wiederhole. Das können 'und's' , 'ist's' oder zwei Wörter gleichzeitig sein. Es vergehen dabei schon ziemlich viele Sekunden - zumindest kommt es mir so vor - bis ich das bemerke.
Das macht mich wahnsinnig, weil ich normalerweise schnell, deutlich und viel spreche (habe Theater gespielt), aber gedanklich komm ich nicht vorwärts.
Das ist mir dann irgendwie unangenehm, obwohl ich weiß, dass mich niemand beim Denken hört.
Ist das überhaupt ein Zwang, oder eher ein Tic?

Lieben Gruß

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Marie,

Tic-Störungen sind immer mit Bewegungen (z.B. der Stimmlippen) verbunden. Wenn Sie die Worte also nur denken und nicht laut aussprechen, ist das wohl kein Tic. Ob es sich um Zwangsgedanken handelt, wäre genauer zu untersuchen. Eine Kardinalfrage dabei wäre, ob diese Endlosschleife bei Ihnen mit Ängsten einher geht und wie stark Sie das quält und wie viel Energie es Sie kostet, dagegen anzugehen.

Was Sie beschreiben, erscheint mir eher eine Erfahrung zu sein, wie sie auch bei der Meditation vorkommt. Wenn man da bewusst nur auf den Atem achten möchte und sich Einatmen, Ausatmen, Einatmen, … sagt, gehen die Gedanken auf die Reise. Das ist anscheinend nicht ungewöhnlich. Das Interessante ist, dass wir uns selbst dabei beobachten können, wie diese Prozesse sich vollziehen. Das Gehirn ist so ein vielfältiges und komplexes Organ, dass man sich nur wundern kann angesichts dieser tollen Fähigkeiten.

So wie man in der Meditation die Gedanken kommen und gehen lässt, könnten Sie es nun mit den auftauchenden 'und's' und 'ist's' vielleicht auch machen. Sie kommen und gehen lassen. Die Worte selbst scheinen mir allerdings gar nicht so sinnlos, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Wenn Gedanken schwierig, wohlmöglich widersprüchlich erscheinen, könnten 'und's' und 'ist's' darauf hinweisen, dass das Widersprüchliche real möglich 'ist', 'und' Sie damit leben können.

Machen Sie doch mal etwas anderes: Versuchen Sie hin und wieder ganz bewusst für einige Minuten jeweils nur während des Ausatmens den Satz zu denken: 'Und es ist.' Wie lange können Sie das wohl machen, ohne anderes dabei zu denken?

Wenn Sie merken, dass sich Ihre Situation nach einiger Zeit nicht verbessert hat oder Sie noch andere Zwangssymptome an sich beobachten und Sie diese nicht wirksam vertreiben können, können Sie sich immer noch Hilfe in Ihrer Nähe suchen. Lesen Sie dazu auch den beigefügten Link auf einen Artikel aus der Gehirn&Geist.

Liebe Grüße und alles Gute
Kai Pinnow
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank, das werde ich einmal probieren.





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