Wie kann ich nach traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit, wieder Nähe zu anderen Menschen zulassen?
Lotte (w, 38) aus Bielefeld : Ich hatte eine langwierige destruktive Affäre zu einem Mann, die ich erst vor einem halben Jahr endgültig beendet habe. In dieser Zeit hat er mich sehr oft verletzt, versetzt, gedemütigt, indem er beispielsweise meinen Geburtstag vergessen hat etc. Dennoch war es meine einzige längere Verbindung mit einem Menschen und manchmal fehlt er mir noch. Wie kann ich damit besser umgehen?
Ich sehne mich eigentlich nach einer richtigen Partnerschaft, befürchte aber auch, dass ich mich gar nicht darauf einlassen könnte, weil es mir sooo schwer fällt, richtige Nähe zuzulassen. Grund darin liegt auch in traumatischen Ereignissen der Vergangenheit, die ich teilweise schon bearbeitet habe.
Aber wie gelingt es mir, wieder mehr Nähe zuzulassen, mich zu ändern? Bei Freundschaften ist es genauso. Sobald es mir zu viel, zu nah wird, flüchte ich. Nähe zu anderen Menschen fällt mir sehr schwer, auch wenn ich im Alltag oft den Clown spiele mit viel Offenheit, Lachen und Kontaktfreudigkeit.
Insgesamt lebe ich sehr isoliert, bin einsam. Aber ich möchte so gerne aus dieser Einsamkeit raus, und ich möchte wieder mehr Nähe zulassen. Haben Sie dazu vielleicht Impulse?
Ich sehne mich eigentlich nach einer richtigen Partnerschaft, befürchte aber auch, dass ich mich gar nicht darauf einlassen könnte, weil es mir sooo schwer fällt, richtige Nähe zuzulassen. Grund darin liegt auch in traumatischen Ereignissen der Vergangenheit, die ich teilweise schon bearbeitet habe.
Aber wie gelingt es mir, wieder mehr Nähe zuzulassen, mich zu ändern? Bei Freundschaften ist es genauso. Sobald es mir zu viel, zu nah wird, flüchte ich. Nähe zu anderen Menschen fällt mir sehr schwer, auch wenn ich im Alltag oft den Clown spiele mit viel Offenheit, Lachen und Kontaktfreudigkeit.
Insgesamt lebe ich sehr isoliert, bin einsam. Aber ich möchte so gerne aus dieser Einsamkeit raus, und ich möchte wieder mehr Nähe zulassen. Haben Sie dazu vielleicht Impulse?
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Lotte,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Traumatische Erfahrungen behindern unsere Fähigkeit, Nähe zuzulassen, ganz enorm. Ganz besonders, wenn das Trauma durch einen anderen Menschen - vielleicht sogar noch eine nahestehenden - ausgelöst wurde und nicht durch beispielsweise eine Naturkastrophe.
Sie schreiben, dass Sie die Erfahrungen teilweise schon bearbeitet haben. Dass es Ihnen weiterhin sehr schwer fällt, Nähe zu leben, zeigt, dass Sie diese Erfahrungen noch nicht integrieren konnten. Integrieren bedeutet, die traumatische Erfahrung neu zu verhandeln und mehr Handlungspielraum und Wahlmöglichkeiten im Alltag zu bekommen.
Ich möchte kurz skizzieren, wie die traumatische Trigger-Erfahrung momentan noch funktioniert: Ihr Nervensystem hat die Bedrohung noch immer abgespeichert. Obwohl es sich um eine vergangene Erfahrung handelt, kann Ihr Nervensystem dies in der Gegenwart noch nicht unterscheiden. Wenn Sie Nähe zu einem anderen Menschen suchen, taucht das Empfinden von Bedrohung auf und Sie haben den Impuls zu flüchten. Der Fluchtimpuls ist rein biologisch gesehen vollkommen richtig, Sie reagieren also nicht falsch. Was fehlt, ist jedoch die gefühlte Unterscheidung, dass jetzt in der Gegenwart keine Bedrohung vorherrscht.
Ich würde Ihnen empfehlen, sich erneut traumatherapeutisch behandeln zu lassen und zwar wenn möglich und für Sie passend, mit der Methode Somatic Experiencing nach Peter Levine. Achten Sie sehr darauf, dass Sie sich mit dem Therapeuten wohlfühlen und Vertrauen entwickeln können.
Zunächst wird es darum gehen, dass Sie wieder eine Nähe zu sich selbst finden, all die Anteile (z.B. Gedanken, Bilder, Ausdruck, Emotionen und Körperempfindungen) in Ihnen, die zur Zeit noch fragmentiert voneinander existieren, wieder ins Empfindungsbewusstsein zu integrieren und mehr Sicherheit in sich spüren.
Wenn Sie dann Beziehungen/ Freundschaften aufbauen, wird es leichter für Sie, Nähe und Distanz so zu regulieren, dass Sie sich einerseits wirklich einlassen können, aber auch sich instinktiv und intuitiv sicher vor Kontakten/ Beziehungen zu schützen, die Ihnen schaden könnten.
Nebenbei können Sie probieren, Kontakt zunächst über gemeinschaftliche Interessen zu suchen und zu leben, sich z.B. ehrenamtlich politisch oder ökologisch zu engagieren, in einen Verein einzutreten oder Sport in einer Gruppe zu betreiben. Unterstützend wäre es hilfreich, wenn Sie eine asiatische Kampfkunst erlernen würden, in der Sie die Schulung Ihres Geistes und Ihres Körpers auf eine fließende, harmonische Art trainieren und sich gleichzeitig sehr bewusst über Nähe und Distanz im Kontakt werden können.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und berate Sie gern auch weiterführend, wenn Sie es möchten.
Viele Grüße
Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Traumatische Erfahrungen behindern unsere Fähigkeit, Nähe zuzulassen, ganz enorm. Ganz besonders, wenn das Trauma durch einen anderen Menschen - vielleicht sogar noch eine nahestehenden - ausgelöst wurde und nicht durch beispielsweise eine Naturkastrophe.
Sie schreiben, dass Sie die Erfahrungen teilweise schon bearbeitet haben. Dass es Ihnen weiterhin sehr schwer fällt, Nähe zu leben, zeigt, dass Sie diese Erfahrungen noch nicht integrieren konnten. Integrieren bedeutet, die traumatische Erfahrung neu zu verhandeln und mehr Handlungspielraum und Wahlmöglichkeiten im Alltag zu bekommen.
Ich möchte kurz skizzieren, wie die traumatische Trigger-Erfahrung momentan noch funktioniert: Ihr Nervensystem hat die Bedrohung noch immer abgespeichert. Obwohl es sich um eine vergangene Erfahrung handelt, kann Ihr Nervensystem dies in der Gegenwart noch nicht unterscheiden. Wenn Sie Nähe zu einem anderen Menschen suchen, taucht das Empfinden von Bedrohung auf und Sie haben den Impuls zu flüchten. Der Fluchtimpuls ist rein biologisch gesehen vollkommen richtig, Sie reagieren also nicht falsch. Was fehlt, ist jedoch die gefühlte Unterscheidung, dass jetzt in der Gegenwart keine Bedrohung vorherrscht.
Ich würde Ihnen empfehlen, sich erneut traumatherapeutisch behandeln zu lassen und zwar wenn möglich und für Sie passend, mit der Methode Somatic Experiencing nach Peter Levine. Achten Sie sehr darauf, dass Sie sich mit dem Therapeuten wohlfühlen und Vertrauen entwickeln können.
Zunächst wird es darum gehen, dass Sie wieder eine Nähe zu sich selbst finden, all die Anteile (z.B. Gedanken, Bilder, Ausdruck, Emotionen und Körperempfindungen) in Ihnen, die zur Zeit noch fragmentiert voneinander existieren, wieder ins Empfindungsbewusstsein zu integrieren und mehr Sicherheit in sich spüren.
Wenn Sie dann Beziehungen/ Freundschaften aufbauen, wird es leichter für Sie, Nähe und Distanz so zu regulieren, dass Sie sich einerseits wirklich einlassen können, aber auch sich instinktiv und intuitiv sicher vor Kontakten/ Beziehungen zu schützen, die Ihnen schaden könnten.
Nebenbei können Sie probieren, Kontakt zunächst über gemeinschaftliche Interessen zu suchen und zu leben, sich z.B. ehrenamtlich politisch oder ökologisch zu engagieren, in einen Verein einzutreten oder Sport in einer Gruppe zu betreiben. Unterstützend wäre es hilfreich, wenn Sie eine asiatische Kampfkunst erlernen würden, in der Sie die Schulung Ihres Geistes und Ihres Körpers auf eine fließende, harmonische Art trainieren und sich gleichzeitig sehr bewusst über Nähe und Distanz im Kontakt werden können.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und berate Sie gern auch weiterführend, wenn Sie es möchten.
Viele Grüße
Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die Impulse
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