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Seelisch bedingte Schlafstörungen

Elidea (w, 44) aus Bayern: Sehr geehrte Damen und Herren!

Vor einigen Wochen hatte ich im Rahmen einer Coaching-Ausbildung ein sehr unangenehmes Erlebnis. Statt Ressourcen für ein Ziel, war ich auf einmal im Schmerz gefangen und gleichzeitig irgendwie weit weg. Ein anwesender Heilpraktiker für Psychotherapie meinte danach, dass ich wohl knapp an einer Re-Traumatisierung vorbeischrammte, er half mir wieder heraus.

Allerdings schlafe ich seitdem schlecht, werde immer wieder von negativen Gedanken und Gefühlen eingeholt. Bis vor kurzem schaffte ich es, mich selber aus negativen Zuständen herauszuholen, z. B. mit positiven Imaginationen, sicherer Ort für das innere Kind, Übungen aus dem NLP, Malen, Musik ...

Seitdem habe ich es nicht mehr unter Kontrolle. Sport geht übrigens wegen einer chronischen Infektion nicht. Mir ist klar, dass ich professionelle Hilfe brauche, ich habe aber erst um den 20. April ein Erstgespräch bei einem PT (Kassenzulassung).

Meine Bitte an Sie: Gibt es irgendetwas, was ich selbst tun kann, um die Zeit zu überbrücken? Vermutlich werde ich noch länger etwas zum Überbrücken brauchen. Erstgespräch bedeutet ja nicht, dass ich dann gleich einen Therapieplatz habe, selbst wenn die Chemie zwischen dem Therapeuten und mir stimmen sollte.

Ich hoffe sehr, dass Sie für mich einen Tipp haben! Am Tag komme ich soweit klar, aber in der Nacht stehen die Gedanken und Gefühle auf und meine Strategien versagen. Vielen Dank für Ihre Antwort, auf die ich schon sehr gespannt bin!

Liebe Grüße

Elidea

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Elidea,

danke für Ihre Anfrage und Ihr Vertrauen! Sie schildern eine recht komplexe Situation, die ich aus dieser Distanz heraus nur schwer einschätzen kann. Ich bitte Sie um Verständnis, wenn ich Ihnen aus diesem Grund auch wenig 'Ratschläge' geben kann, was Sie jetzt tun können oder sollten.

Der Punkt, der mich am meisten fasziniert, ist Ihre Schilderung, an einer 'chronischen Infektion' zu leiden. Infektionen können psychologisch/ganzheitlich auch so interpretiert werden, daß die Fähigkeit zur Abgrenzung, zum Widerstand nur gering ausgeprägt ist. Besonders, wenn Sie aufgrunddessen auch eine Einschränkung (Sport) verspüren.

Genauso scheint auch Ihre Abgrenzungsfähigkeit gegenüber belastenden Erinnerungen gestört zu sein, diese Erinnerungen 'überfallen' Sie, Sie fühlen sich 'darin gefangen'. Aufgrund meiner praktischen Tätigkeit fällt es mir schwer bzw. ich lehne es weitgehend ab, Diagnosen zu stellen. Begriffe wie 'Trauma' usw. stehen schnell im Raum, ohne daß sie 'greifbar' werden, es bleibt oft beim Charakter eines Etiketts.

Auch Ihre Fragestellung, ob die 'Chemie' zwischen Ihnen und einem Therapeuten stimmt, weist auf eine besondere Bedeutung von Nähe, Vertrauen und Distanz in Ihrer Selbstwahrnehmung hin, also wieder das Thema Abgrenzung. Insofern könnte ich mir gut vorstellen, daß dies ein zentrales Thema in einer Psychotherapie werden könnte.

Was können Sie jetzt im Augenblick tun? In der Tag steht es zu befürchten, daß Sie auf einen kassenfinanzierten Therapieplatz länger werden warten müssen. Alternativ können Sie sich bis dahin auch an einen freien Therapeuten oder Heilpraktiker f. Psychotherapie wenden. Dort finden Sie i. d. R. sehr schnell einen Platz und können auch Ihre akuten Beschwerden effektiv bearbeiten, bis Sie einen Kassentherapeuten gefunden haben.

Da Ihre akuten Beschwerden offensichtlich hauptsächlich Schlafstörungen verursachen, sollten Sie auch in diesem Punkt zuerst aktiv werden. Kennen Sie Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation und Autogenes Training? Mit diesen millionenfach erprobten Methoden lassen sich Angst- und Spannungszustände relativ schnell und effektiv bearbeiten, gerade auch vor dem Einschlafen. Sie können diese Methoden in vielerorts angebotenen Kursen erlernen, manche sind auch von den Krankenkassen bezuschußt. Ein regelmäßiges selbstverantwortliches Training ist allerdings Voraussetzung für einen Erfolg. Alle weiteren Möglichkeiten wie z. B. partieller Schlafentzug oder Gedankenstopp sind dann wieder Techniken, für die Sie in jedem Fall professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten, mindestens kurzfristig.

Ich hoffe, Ihnen hiermit zumindest eine Anregung gegeben zu haben, in welche Richtung Sie jetzt gehen können. Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen Geduld und Zuversicht!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
Bewertung durch den Fragensteller:
Interessante Ansätze, Tipp mit freien PT als Überbrückung bestätigt letztlich mein eigenes Empfinden, es ohne professionelle Hilfe nicht zu schaffen.





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