Ich kann mit den Gewaltausbrüchen meines Partners nicht umgehen
Marie (w, 27) aus Augsburg:
Hallo liebes Psychomeda-Team,
mein Partner ist bestimmt einem Jahr schwer depressiv. Er befindet sich jetzt sei ein paar Wochen in Behandlung. Bei mir ist der Akku seit zwei Wochen leer, so dass ich nun selbst wegen einer 'depressiven Verstimmung' mit Opipramol behandelt werden muss. Mein Partner neigt gelegentlich zu Wutausbrüchen, die sich gegen sich selbst und Gegenstände richten. Ich kann mit diesen Gewaltausbrüchen überhaupt nicht umgehen.
Obwohl ich sicher bin, dass er mir nichts tun wird, gerate ich in solchen Situationen immer Panik - d.h. ich schreie ihn an, verlasse fluchtartig das Zimmer/die Wohnung und muss sehr weinen. Ich habe nie am eigenen Leib Gewalt erfahren - außer unsittliche Berührungen und Nacktfotos gegen meinen Willen über einen längeren Zeitraum im Alter von ca. 11 bis 13 Jahren durch meinen Vater und ich glaube ich bin während eines Urlaubs in der Türkei im Alter von 14 knapp einer Vergewaltigung durch einen Kellner entgangen, weil eine Putzfrau vorbei kam. Ich hatte mehrmals deutlich 'nein' gesagt, aber wurde dennoch weiter bedrängt und geküsst.
Damals habe ich das nicht begriffen, erst heute morgen (nachdem ich etwa 10 Jahre lang überhaupt nicht an diesen Vorfall gedacht hatte) wurde mir das klar.
1. Ist es wahrscheinlich, dass ich deswegen mit Wutausbrüchen überhaupt nicht umgehen kann?
2. Welche Behandlungsmöglichkeiten werden für solche verdrängten Erlebnisse eingesetzt?
3. Sollte ich bei der Wahl eines Therapeuten auf einen bestimmten Schwerpunkt achten?
Hallo liebes Psychomeda-Team,
mein Partner ist bestimmt einem Jahr schwer depressiv. Er befindet sich jetzt sei ein paar Wochen in Behandlung. Bei mir ist der Akku seit zwei Wochen leer, so dass ich nun selbst wegen einer 'depressiven Verstimmung' mit Opipramol behandelt werden muss. Mein Partner neigt gelegentlich zu Wutausbrüchen, die sich gegen sich selbst und Gegenstände richten. Ich kann mit diesen Gewaltausbrüchen überhaupt nicht umgehen.
Obwohl ich sicher bin, dass er mir nichts tun wird, gerate ich in solchen Situationen immer Panik - d.h. ich schreie ihn an, verlasse fluchtartig das Zimmer/die Wohnung und muss sehr weinen. Ich habe nie am eigenen Leib Gewalt erfahren - außer unsittliche Berührungen und Nacktfotos gegen meinen Willen über einen längeren Zeitraum im Alter von ca. 11 bis 13 Jahren durch meinen Vater und ich glaube ich bin während eines Urlaubs in der Türkei im Alter von 14 knapp einer Vergewaltigung durch einen Kellner entgangen, weil eine Putzfrau vorbei kam. Ich hatte mehrmals deutlich 'nein' gesagt, aber wurde dennoch weiter bedrängt und geküsst.
Damals habe ich das nicht begriffen, erst heute morgen (nachdem ich etwa 10 Jahre lang überhaupt nicht an diesen Vorfall gedacht hatte) wurde mir das klar.
1. Ist es wahrscheinlich, dass ich deswegen mit Wutausbrüchen überhaupt nicht umgehen kann?
2. Welche Behandlungsmöglichkeiten werden für solche verdrängten Erlebnisse eingesetzt?
3. Sollte ich bei der Wahl eines Therapeuten auf einen bestimmten Schwerpunkt achten?
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Liebe Marie,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Auch wenn Sie sich einerseits sicher sind, dass Ihr Partner Ihnen während seiner Wutausbrüche nichts tun wird, so bleibt doch die existenzielle Bedrohung bestehen. Es gibt zunächst erstmal nichts, womit Sie umgehen müssten. Sondern Sie reagieren auf eine natürliche Art und Weise mit Abwehr und Selbstschutz, in dem Sie schreien, fliehen und weinen.
Da es Ihr Freund ist, dem Sie eigentlich in einer Partnerschaft vertrauen können müssten, geraten Sie in einen unaushaltbaren, seelischen Konflikt, der vielleicht auch Ihrer depressivn Verstimmung zugrunde liegt. Denn es gibt immer wieder Momente, in denen Sie Angst vor ihm haben, weil er mit seiner Wut unberechenbar wirkt und auch ist. Sie sind also einer ständigen seelischen Belastung ausgesetzt und so wundert es mich nicht, dass Sie sich wie ein Akku leer fühlen.
Ihre Beziehungsdynamik ist eine Wiederholung Ihrer ursprünglichen Erfahrungen mit Ihrem Vater. Sie haben ihm vertraut und er missbrauchte Ihr Vertrauen. Statt Sie zu beschützen, berührte er Sie unsittlich, als Sie in die Pubertät kamen und machte Nacktfotos gegen Ihren Willen. Er verletzte Ihre körperlichen und seelischen Grenzen, übte damit Gewalt aus und wurde dadurch selbst zum Aggressor. In Ihrem Türkei-Urlaub konnten Sie der sexuell übergriffigen Situation Gott sei Dank noch entfliehen. Trotzdem wirkt die Erfahrung weiter, da alles, was wir erleben auch als Körpererinnerung gespeichert wird, ganz gleich, ob wir uns bewusst daran erinnern können oder nicht.
Selbst wenn Ihr Freund Sie bisher nicht tätlich angegriffen hat, so ist sein Verhalten trotzdem gewalttätig, in dem er es gegen sich selbst oder Gegenstände richtet. Ihre Reaktionen Schreien und Fliehen sind biologische Reaktionen auf Bedrohung, die physiologisch automatisch ablaufen und die eine wichtige Funktion haben. Es ist also kein Unvermögen Ihrerseits, sondern eine gesunde Abwehrreaktion, die Ihrem Freund auch widerspiegelt, was sein Verhalten im Gegenüber - in dem Fall bei seiner Partnerin - auslöst. Das erscheint mir ganz wichtig, denn letztlich ist er derjenige, der lernen muss, mit seiner Aggression umzugehen. Dazu braucht es Einsicht und Empathie, und somit helfen Sie ihm indirekt, wenn Sie sich abgrenzen und Ihren Schmerz auch zeigen.
Für die Bearbeitung Ihrer traumatischen Erfahrungen würde ich Ihnen empfehlen, sich einen Traumatherapeuten oder eine Traumatherapeutin zu suchen. Es gibt verschiedene Verfahren wie z.B EMDR, Traumatherapie nach Reddemann, Somatic Experiencing. Doch wichtiger ist, dass Sie dem Therapeuten vertrauen können und ein gutes Gefühl haben.
Eine weitere Methode, die ich Ihnen empfehlen würde, ist TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises), die in Deutschland mittlerweile etwas bekannter wird. Es ist eine konkrete Hilfe zur Selbsthilfe, die man in einer Gruppe und/oder in etwa 5 Einzelstunden erlernen kann, um sie dann regelmäßig zuhause durchführen zu können. Damit bekämen Sie gleich etwas an die Hand, um es im Alltag anwenden zu können und könnten damit eventuell auch die Wartezeit für einen Therapieplatz überbrücken.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg -
mit herzlichem Gruß
Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Auch wenn Sie sich einerseits sicher sind, dass Ihr Partner Ihnen während seiner Wutausbrüche nichts tun wird, so bleibt doch die existenzielle Bedrohung bestehen. Es gibt zunächst erstmal nichts, womit Sie umgehen müssten. Sondern Sie reagieren auf eine natürliche Art und Weise mit Abwehr und Selbstschutz, in dem Sie schreien, fliehen und weinen.
Da es Ihr Freund ist, dem Sie eigentlich in einer Partnerschaft vertrauen können müssten, geraten Sie in einen unaushaltbaren, seelischen Konflikt, der vielleicht auch Ihrer depressivn Verstimmung zugrunde liegt. Denn es gibt immer wieder Momente, in denen Sie Angst vor ihm haben, weil er mit seiner Wut unberechenbar wirkt und auch ist. Sie sind also einer ständigen seelischen Belastung ausgesetzt und so wundert es mich nicht, dass Sie sich wie ein Akku leer fühlen.
Ihre Beziehungsdynamik ist eine Wiederholung Ihrer ursprünglichen Erfahrungen mit Ihrem Vater. Sie haben ihm vertraut und er missbrauchte Ihr Vertrauen. Statt Sie zu beschützen, berührte er Sie unsittlich, als Sie in die Pubertät kamen und machte Nacktfotos gegen Ihren Willen. Er verletzte Ihre körperlichen und seelischen Grenzen, übte damit Gewalt aus und wurde dadurch selbst zum Aggressor. In Ihrem Türkei-Urlaub konnten Sie der sexuell übergriffigen Situation Gott sei Dank noch entfliehen. Trotzdem wirkt die Erfahrung weiter, da alles, was wir erleben auch als Körpererinnerung gespeichert wird, ganz gleich, ob wir uns bewusst daran erinnern können oder nicht.
Selbst wenn Ihr Freund Sie bisher nicht tätlich angegriffen hat, so ist sein Verhalten trotzdem gewalttätig, in dem er es gegen sich selbst oder Gegenstände richtet. Ihre Reaktionen Schreien und Fliehen sind biologische Reaktionen auf Bedrohung, die physiologisch automatisch ablaufen und die eine wichtige Funktion haben. Es ist also kein Unvermögen Ihrerseits, sondern eine gesunde Abwehrreaktion, die Ihrem Freund auch widerspiegelt, was sein Verhalten im Gegenüber - in dem Fall bei seiner Partnerin - auslöst. Das erscheint mir ganz wichtig, denn letztlich ist er derjenige, der lernen muss, mit seiner Aggression umzugehen. Dazu braucht es Einsicht und Empathie, und somit helfen Sie ihm indirekt, wenn Sie sich abgrenzen und Ihren Schmerz auch zeigen.
Für die Bearbeitung Ihrer traumatischen Erfahrungen würde ich Ihnen empfehlen, sich einen Traumatherapeuten oder eine Traumatherapeutin zu suchen. Es gibt verschiedene Verfahren wie z.B EMDR, Traumatherapie nach Reddemann, Somatic Experiencing. Doch wichtiger ist, dass Sie dem Therapeuten vertrauen können und ein gutes Gefühl haben.
Eine weitere Methode, die ich Ihnen empfehlen würde, ist TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises), die in Deutschland mittlerweile etwas bekannter wird. Es ist eine konkrete Hilfe zur Selbsthilfe, die man in einer Gruppe und/oder in etwa 5 Einzelstunden erlernen kann, um sie dann regelmäßig zuhause durchführen zu können. Damit bekämen Sie gleich etwas an die Hand, um es im Alltag anwenden zu können und könnten damit eventuell auch die Wartezeit für einen Therapieplatz überbrücken.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg -
mit herzlichem Gruß
Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr kompetete, detailierte und gut verständliche Antwort - Vielen Dank dafür!
Sehr kompetete, detailierte und gut verständliche Antwort - Vielen Dank dafür!
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