Ist eine psychoanalytische Therapie bei Trauma und Hochsensibilität das Richtige?
Momo (w, 53) aus Meschede: Hallo, ich habe seit zwei Jahren eine diagnostizierte Agoraphobie mit Panikstörung, generalisierte Angststörung und Traumata. Kann das dadurch sein, dass ich Hochsensibel bin und das bis heute nicht wusste? Ich bin in Behandlung bei einem analytischen Psychologen um den Traumata auf den Grund zu gehen. Meine Mutter war sehr diktatorisch und lieblos, doch die Hochsensibilität scheine ich schon damals gehabt zu haben. Welcher Therapieweg wäre am sinnvollsten mit dieser Begabung? Wie kann ich mir zusätzlich helfen, um schneller den Grund dieser grundlosen Ängste zu finden und aufzulösen? Vielen lieben Dank
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Hallo liebe Momo,danke für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.
Ja, es ist durchaus so, dass Menschen, die frühe Bindungstrauma (die können bereits vorgeburtlich im Mutterleib passiert sein) erlebt haben, darauf reagieren, indem sie eine Hochsenisilität entwickeln.
Es gibt bereits Psychotherapeuten, die sich auf die Behandlung von traumatisierten hochsensiblen Menschen spezialisiert haben. Da lohnt sich eine Recherche im Internet. Aus meiner Sicht sind dann Somatic Experiencing und NARM das Mittel der Wahl. Damit werden Sie sicherlich weiterkommen können. Aus meiner Sicht und gemäß meiner Erfahrung ist ein psychoanalytisches Vorgehen „um den Traumata auf den Grund zu gehen“ (was immer das bedeuten mag) eher kontraindiziiert. Da hängt der Erfolg mehr von der Persönlichkeit und dem Bindungsverhalten des jeweiligen Therapeuten*In ab.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, sehen Sie sich die Videos auf meinem Youtube Kanal an: https://www.youtube.com/c/TraumaTherapie.
Vor allem das neueste Video Nr. 51, das heute, Sonnntag, 01.11.20 um 12.00 Uhr veröffentlicht werden wird „Woran erkennst du einen guten Therapeuten?“ In diesem Video spreche ich über den Nutzen und die Grenzen der 3 Richtlinienverfahren, die von der Kasse übernommen werden. Ich spreche auch über die Verfahren, die ich für die Traumaheilung als geeignet ansehe. Das sind Somatic Experiencing und NARM.
Ich selbst wurde als Jugendliche viele Jahre lang schwer und komplex traumatisiert, und habe 25 Jahre an einer Panikstörung gelitten. Obwohl ich in all den vielen Jahren Therapien in allen 3 Verfahren bei sehr guten Therapeut*Innen gemacht habe, haben mir nur die beiden letztgenannten Therapien wirklich geholfen. Auch darüber berichte ich in diesem und in weiteren Videos.
Wenn Sie gerne lesen, lesen Sie das Buch „Entwicklungstrauma heilen“ von Laurence Heller und 'Was der Körper zu sagen hat' von Isa Grüber. Das alles wird Ihnen sicher helfen, sich selbst, Ihre Hochsensibilität und der Umgang mit Trauma besser zu verstehen. Es gibt auch viel Literatur zum Thema Hochsensibilität, die Ihnen weiterhelfen kann. Auch da lohnt sich eine Recherche im Internet.
Sie fragen: 'Wie kann ich mir zusätzlich helfen, um schneller den Grund dieser grundlosen Ängste zu finden und aufzulösen?'
Meiner Erfahrung nach, muss als erstes verstanden werden, dass Ihre Ängste nicht grundlos sind. Sie beziehen sich auf eine reale Gefahr, die Sie in der Vergangenheit erlebt haben, und sie können heute durch entsprechende Auslöser „getriggert“, d.h. wieder wach gerufen werden. Das ist so, als wären Sie als kleines Kind von einem kleinen weißen Hund gebissen worden (und für ein Kleinkind ist ein kleiner Hund riesig!), Sie erinnern sich aber womöglich nicht mehr daran. Und immer, wenn Sie heute einen kleinen weißen Hund sehen, überfällt Sie Angst und Schrecken. Wenn diese Angst im Laufe der Jahre generalisiert, dann überfällt Sie diese Angst auch bei weißen Katzen oder anderen weißen Tieren. Und wenn man Pech hat, kann womöglich allein die Farbe Weiß schon Ängste auslösen, die wir als Erwachsene dann als grundlos ansehen. Aber diese Ängste sind nicht „grundlos“, sie sind lediglich der heutigen Situation nicht mehr angemessen.
Doch dieser unbewusste innere Anteil in Ihnen (das Kleinkind, das vom Hund gebissen wurde) lebt in der Vergangenheit, noch immer ungeschützt, und reagiert daher noch immer mit Angst und Schrecken.
Wenn Sie das wissen, und wenn Sie sich das in den beängstigenden Situation bewusst machen können, dann kann Sie das unter Umständen erleichtern und Ihre Ängste möglicherweise reduzieren. Sie können auch mit T R E ® – Zittern als Antwort auf Stress und Trauma, arbeiten, um den mit der Panik einhergehenden körperlichen Stress wieder abzubauen. https://www.tre-deutschland.de/
Auch die EFT Klopfakupunktur ist eine Selbsthilfe Methode (Dr. Michael Bohne 'Fengh Shui gegen das Gerümpel im Kopf'), die, richtig angwendet, Ihnen helfen kann, Ihre Ängste zu reduzieren.
Dennoch braucht es meiner Erfahrung nach zusätzlich eine Traumatherapie, damit Ihre Ängste vollständig aufgelöst werden, und Sie sich sicher im Leben fühlen können.
Ich freue mich, wenn ich Ihnen weiterhelfen konnte und schicke sonnige Grüße nach Meschede!
Ihre Marion Weber
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen lieben Dank für die schnelle und ausführliche Antwort, ich bin begeistert.
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