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Durch die Therapie geht es mir nur noch schlechter als vorher

Wehmut (m, 19) aus Neumünster:

Liebes Psychologen-Team!

Seit 1 1/2 Jahren lasse ich mich psychologisch behandeln. Zu Beginn hatte ich noch einen großen Hass auf meine Familie, mir war klar, dass dort vieles schiefgelaufen war und wollte, dass das repariert wird. Doch langsam habe ich das Gefühl, dass die Psychologen nur meine Familie zerstören wollten und sie Erfolg hatten. Sicher war das zu Beginn auch mein Interesse. Doch jetzt weiß ich, warum ich die Zustände in meiner Familie lange Jahre stillschweigend hingenommen habe. Ich war einfach auf Rückhalt angewiesen. Und dieser ist jetzt futsch. Ich fühle mich alleingelassen.

Vor allem aber stelle ich mir nun die Frage, ob mein Leben für die Katz war. Menschen aus heilen Familien begegnen mir mit Unverständnis, jedenfalls interpretiere ich das so, paranoid bin ich auch. Dadurch habe ich das Gefühl, dass meine Vergangenheit wertlos ist. Dadurch fühle auch ich mich wertlos. Ich wollte auch nicht mehr aufs Gymnasium gehen, weil da scheinbar alle was Besseres sind als ich. Deswegen gehe ich jetzt nur noch zur Berufsschule, da sind immerhin alle so minderwertig wie ich.

Ich beginne, mich wieder positiv an die Vergangenheit zu erinnern. Denn heute bin ich zwar sozial angepasster, aber fühle mich nicht besser als früher.

Wie soll ich damit klarkommen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Wehmut,

was Sie schreiben hört sich sehr unangenehm an. Sie strengen sich seit 1 1/2 Jahren an - und Sie fühlen sich kein bißchen besser. Das Gegenteil ist der Fall - Sie haben sich von Ihrer Familie entfremdet und nun fühlen Sie sich alleine.

Ich weiß nicht was Sie damit meinen wenn Sie schreiben, dass die Psychologen Ihre Familie zerstören wollten. Sie schreiben, dass Sie zu Beginn der Therapie Hass auf die Familie empfanden. Es kann durchaus sein, dass ein Therapeut transparent macht, dass sich jemand in destruktiven Familien-Strukturen befindet. Wenn das der Fall ist, dann ist das Ziel, dass der Patient sich daraus befreien kann. Der erste Schritt dazu ist, dass die bisher unterdrückte Wut zum Vorschein kommt - das kann schon auch mal so stark sein wie Hass.

Der zweite Schritt ist immer, dass der Patient erkennt, dass er die Bedürfnisse, die seine Familie nicht erfüllen konnte, heute selber erfüllen muss. Es geht darum, die Eigenverantwortung für Gefühle und Bedürfnisse zu übernehmen. Und das ist offenbar bei Ihnen bisher nicht passiert. Sie fühlen sich immer noch schlecht.

Sie fragen wie Sie damit klar kommen können. Sind Sie denn noch in Therapie? Dann sagen Sie das dem Therapeuten. Erzählen Sie ihm von Ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Ihren Vermutungen. Es ist wichtig, dass Sie lernen, Ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Falls Sie nicht mehr in Therapie sind empfehle ich Ihnen das Buch, das unten verlinkt ist. Auch wenn es darin scheinbar um Beziehung geht - das wird Ihnen helfen zu verstehen was Ihnen weiterhilft.

Ich finde es sehr gut, dass Sie jetzt wieder beginnen, sich positiv an die Vergangenheit zu erinnern. Denn Sie sollen ja auch voller Zuversicht Ihr Leben planen. Und dazu wünsche ich Ihnen viel Kraft.

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Bewertung durch den Fragensteller:
Ich komme mit meiner Eigenverantwortung noch nicht klar.





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