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Sexchat wird zur Sucht und Grund für Eifersucht

Sonnenblume89 (w, 27) aus Bayern: Hallo zusammen!
Ich habe ein Problem mit meinen Freund! Wir sind seit gut 4 Jahren zusammen, am Anfang der Beziehung hat er bereits zu seiner sexuellen Befriedigung mit anderen Frauen pervers gechattet, nachdem ich es Ihm jedoch verziehen habe, verproch er mir es nicht mehr zu tun. Monate später das gleiche Problem... er tat es wieder und versproch mir wieder dies nicht mehr zu tun. Nun habe ich durch Zufall herausgefunden, dass er wieder mit anderen Frauen gechattet hat und ich (leider) den Chat gelesen habe. Er schrieb ausschließlich perverse Nachrichten. Als ich dann aber las, dass er ein sexuelles Abenteuer gerne mit Ihr hätte, raste mein Herz. Er fragte wie groß Ihre Wohnung sei und Ihr Bett, außerdem wollte er mit Ihr in Whatsapp schreiben. Natürlich habe ich Ihn sofort darauf angeredet, er stritt alles ab. Nach heftigen Streit hat er zugegeben dass er das schrieb, aber sich nie Im Leben mit einer fremden Frau treffen würde, sondern das für Ihn ein Reiz ist so zu schreiben. Wir lieben uns beide, und ich weiß nicht was ich glauben soll. Er findet unseren Sex sehr gut, jedoch meinte er dass er bei der Selbstbefriedigung die Orgasmen besser spüre, weil ich nicht so eng sei. Er meint er will sich therapieren lassen da es eine Verhaltensstörung ist und er nichts dagegen tun kann. Ich fühle mich verletzt und weiß nicht was ich denken soll.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Ratsuchende,
die Schilderung Ihres Anliegens lässt sich klar auf den Punkt bringen. Ihr Freund findet eine besondere Art der sexuellen Befriedigung bei einschlägigen Chatforen. Er tut dies heimlich und verletzt Sie mit der Art und dem Inhalt seiner Fantasiewelt, die er nicht mit Ihnen, sondern mit anderen teilt. Er gesteht Ihnen, dass der Reiz für ihn so groß ist, dass er seinen Triebimpulsen nicht widerstehen kann, so dass er selbst von einer Verhaltensstörung spricht.
Zu Ihnen. Es ist mehr als verständlich, dass Sie das verletzt und verunsichert. Sie zweifeln deswegen sicher an seiner prinzipiellen Treue zu Ihnen, was sich meist schlimmer anfühlt als ein Seitensprung. Hinzu kommt, dass Sie sich als Frau und Liebhaberin herabgesetzt fühlen, denn Sie „konkurrieren“ ja irgendwie mit virtuellen, unbekannten und zahlenmäßig unklaren Frauen im Netz. Ferner wird Ihnen sicher die Art der Formulierung der Fantasien Probleme machen. So gibt es auch fast keinen Unterschied in den Wirkungen von heimlichem Pornokonsum zu der Welt der Sex-Chats. Sie haben völlig Recht, ein exzessiver Konsum von Pornos und das Chatten (egal, ob nun mit anstößigem Kontext oder einfach so) kann zu einem suchtähnlichen Verhalten führen. Das „Suchtverhalten“ wird natürlich umso stärker im Gehirn verankert, wenn das Verhalten gleichzeitig mit starken positiven Reizen gekoppelt ist. Dies ist nun mal mit der Selbstbefriedigung und dem Orgasmus durchaus gegeben. Man wird es auch als eine Störung der Impulskontrolle bezeichnen können. Auf jeden Fall ist eine Verhaltensauffälligkeit, die zur Störung wird, wenn es den Betreffenden selbst beeinträchtigt und er darunter leidet. Sie selbst werden mit Versprechungen, die Sie Ihrem Freund abringen, Druck und Streit hier nichts bewirken. Sehen Sie es so, dass Ihr Freund eine enorme quälende innere Spannung abbauen muss, was ihn dazu treibt, dieses Verhalten aufrecht zu erhalten. Druck auf ihn wird diese innere Spannung eher steigen lassen, als abbauen und die Verheimlichung ist hier die logische Konsequenz.
Zu Ihrem Freund: Wenn ihn sein eigenes Verhalten selbst belastet und er darunter leidet, sollte er in der Tat eine Therapie in Anspruch nehmen. Idealerweise sollten Sie zu gegebener Zeit hier mit einbezogen werden, denn dieses Verhalten ist ja irgendwann entstanden und sicher gibt es nicht erfüllte Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen, die dieses Verhalten ausgelöst haben und aufrechterhalten. Ich empfehle Ihrem Freund eine Hypnosetherapie, die es ermöglichen kann, recht schnell unbewusste Wünsche, Erwartungen, Ängste etc. zugänglich zu machen und über eine positive hilfreiche Veränderung von Glaubenssätzen und Empfindungen das störende Verhalten zu verändern. Das setzt natürlich einen Veränderungswillen und eine Offenheit für diese Methode voraus.
Was Sie tun können: Sprechen Sie darüber. Überwinden Sie sich beide, in diesen Fragen in Tiefe zu gehen. Versuchen Sie diese Gespräche ohne Erwartungsdruck zu führen. So erfahren Sie beide, was Ihnen möglicherweise fehlt. Lassen Sie sich gegenseitig darauf ein, Ihren Partner an Ihren eigenen Ängsten, Wünschen und Gedanken teilhaben zu lassen – auch wenn Sie möglicherweise bei einigen Dingen auf eine Ablehnung stoßen. Gehen Sie durchaus davon aus, dass die Fantasiewelt Ihres Freundes nicht unbedingt in Realität umgesetzt wird und Sie sicher nicht mit einer Vielzahl an imaginären und virtuellen Frauen konkurrieren. Wenn Sie sich lieben, Freude am gemeinsamen Sex haben und an Ihnen an Ihrer Beziehung etwas liegt, arbeiten Sie daran und Sie werden sicher belohnt.
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die schnelle, kompetente Antwort!

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