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Ich vermisse es, meinen Partner sexuell berühren zu dürfen

keineerfahrung (w, 44) aus Wien: Hallo an das Team

Ich bin 44 Jahre alt, mein Partner 48 Jahre.
Von Anfang an hat er mitgeteilt, dass er sexuelle Probleme hat, seit seiner Jugend. Er hat auch Prostituierte aufgesucht. Er sagt, dass er auch da selten einen Orgasmus erreichte, auch bei der Selbstbefriedigung war es mit großer Anstrengung verbunden.

Unser erster „Versuch“ miteinander zu schlafen,war natürlich enttäuschend Zu Beginn hatten wir auch mehr oder weniger Sex miteinander. Unser Sex war bis auf den Orgasmus auch „normal“. Ich durfte ihn im Intimbereich berühren und er hat das ebenfalls getan.

Heute ist es so, dass es bis zu 4 Wochen dauert, bis er versucht mit mir zu schlafen, aber auch nur in der Nacht, wenn ich auf der Seite liege. Ich darf ihn nicht intim berühren. Es gab eine Situation, ich bin auf ihn gesessen, abrupt brach er ab. Nach Tagen sagte er, er sah seine Mutter auf ihn sitzen.

Er hatte Kondome in seiner Wohnung liegen. Erst nach Aufforderung räumte er sie weg. Er nimmt weiterhin Viagra obwohl er keinen Sex mit mir hat. Er sagt,
das sein Penis für ihn sichtbar grösser ist und er sich jetzt nur bei der Selbstbefriedigung „gehen“ lassen kann.

Mittlerweile habe ich Angst ihn darauf anzusprechen. Er sagt, er hat das Thema abgeschlossen. Mir fehlt es so sehr ihn zu berühren, ihm nahe zu kommen .Es lässt es nur zu, wenn ich ihn massiere, aber auch nur angezogen.

Er war bei einer Sexualtherapeutin und er schlug vor eine gemeinsame Therapie zu machen. Bis heute hat er nicht mehr darüber gesprochen.

Vielen Dank

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe keineerfahrung,

vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen so offen und vertrauensvoll an uns wenden.

Ihr Partner hat Ihnen von Anfang an der Beziehung gesagt, dass er sexuelle Probleme hat und diese auch schon seit seiner Jugend bestehen. Als Paar haben Sie nun bereits einiges probiert, um zueinander zu finden. Doch jetzt ist es Ihrem Partner nur noch unter sehr eingeschränkten Bedingungen möglich, mit Ihnen zu schlafen und dann auch nur, wenn Sie ihn nicht berühren. Ich kann mir vorstellen, dass Sie unter dieser Situation sehr leiden, denn Sie haben eigene sexuelle Bedürfnisse und Wünsche, die dabei kaum Berücksichtigung finden.

Er war bereits bei einer Sexualtherapeutin und schlug daraufhin vor, eine gemeinsame Therapie zu machen. Leider hat er mit Ihnen darüber nicht mehr gesprochen. Im Gegenteil, er sagt zu Ihnen, dass er nun mit dem Thema abgeschlossen hat. Er hat für sich jetzt einen Weg gefunden, sich bei seiner Selbstbefriedigung fallen zu lassen und scheint damit zufrieden zu sein.

Was dadurch geschieht, ist, dass er Sie mehr und mehr aus seinem sexuellen Erleben ausschließt und sich damit auch aus der Partnerschaft zurückzieht. Das ist schmerzlich für Sie, da Sie ihn gerne berühren und Ihre Liebe zu ihm auch körperlich ausdrücken möchten. Doch wirkliche körperliche Nähe kann mit Ihrem Partner zur Zeit nicht entstehen. Nach dem, was Sie berichten, scheint es für ihn eine Übertragung mit seiner Mutter zu geben. Diese Übertragung ist sehr ausgeprägt und verhindert, dass er Ihnen offen und zugewandt sexuell begegnen kann.

Ich kann verstehen, dass Sie mittlerweile Angst haben, ihn darauf anzusprechen. Und doch möchte ich Sie ermutigen, es zu tun. Schauen Sie, ob es wirklich für Sie auf Dauer tragbar ist, Ihren Wunsch nach körperlicher Nähe und Intimität zurückzustellen und sich mehr und mehr seinen angstvermeidenden Bedingungen unterzuordnen.

Wenn Sie merken, dass Sie nicht für den Rest Ihres Lebens auf liebevoll zugewandte Sexualität verzichten wollen, sprechen Sie mit Ihrem Partner darüber. Erzählen Sie von Ihren Bedürfnissen und Wünschen und konfrontieren Sie ihn gegebenenfalls damit, dass Sie sich die Weiterführung der Beziehung nur vorstellen können, wenn sich etwas verändert. Und dafür schlagen Sie dann vor, gemeinsam eine Therapie zu machen. Sollte Ihr Partner dazu nicht mehr bereit sein, wissen Sie klar und deutlich, woran Sie sind und können für sich prüfen, ob Sie dann noch bleiben wollen.

Sollte er bereit sein, haben sie beide gute Chancen, dass sich nochmal etwas verändern kann. Doch ohne seine Offenheit und die Bereitschaft, sich seiner alten Verletzung zu stellen, wird es nicht möglich sein.

Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute,

herzlicher Gruß

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
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