Meine Tochter lebt in zwei verschiedenen Welten

Liebe susi,

danke für Ihr Vertrauen. Sie machen sich berechtigterweise Sorgen um Ihre Tochter, die einen sehr anstrengenden Beruf erlernt und Belastungen nicht gut ertragen und verarbeiten kann. Welche Belastungen das im Einzelnen sind, kann sie am besten selbst beschreiben.

Da liegt es nahe, sich eine Scheinwelt zurechtzuzimmern, die frei von allem Stress ist, die so viel einfacher und lebbarer sich darstellt. Sehr verlockend, aus der Realität zu flüchten und was noch hinzu kommt, für Sie ist das eine Hürde, Ihre Tochter ist volljährig und kann im Prinzip tun, was sie will.

Davon zu unterscheiden ist aber eine bestimmte Art einer Psychose, nämlich Schizophrenie. Sie schildern Ihre Tochter als Einzelgängerin, die sehr verschlossen ist, nur der Alkohol hat ihr die Zunge gelöst. Es gibt Persönlichkeitsbeschreibungen, so genannte schizotype Menschen, die aber nicht schizophren sind, sondern gerne alleine sind und die restliche Welt gerne aussperren würden.

Schizophrenie hat unter anderem das Symptom, dass nicht mehr unterschieden werden kann zwischen Realität und Scheinwelt, dass z.B. Stimmen gehört werden, Verfolger sich einfinden u.a. Grundsätzlich kann hier gut mit Neuroleptika behandelt werden, dies erfordert eine regelmäßige und zuverlässige Zusammenarbeit des Patienten mit dem Behandler.

Eine genaue Diagnostik kann nur beim Psychiater statt finden, bzw. in einer ambulanten Psychiatrie. Selbst wenn sich eine Diagnose Schizophrenie nicht herausstellt, halte ich es für notwendig, herauszufinden, welche Strategieen es für Ihre Tochter gäbe, den Belastungen des Alltags besser stand halten zu können und so ein Leben im Hier und Jetzt zu führen. Dazu gehört eine Therapie und die Einsicht Ihrer Tochter, etwas zu unternehmen. Das kann für Sie als Mutter schwierig werden, es auszuhalten, denn Ihnen sind hier nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten gegeben. So lange niemand in Gefahr gerät, Ihre Tochter nicht und sonst auch niemand, sie sich nicht vernachlässigt, hat sie ihre Entscheidungen mit niemandem abzusprechen. Stellen Sie jedoch fest, dass es eine Vernachlässigung im persönlichen Bereich gibt, bzw. dass eine Suchtproblematik auftritt, ist die Lage anders. Aber auch hier muss ein gewisser Leidensdruck sein, damit die Tochter sich helfen lässt.

Versuchen Sie, mit ihr zu sprechen, ihr Hilfe anzubieten, um zu einer Diagnostik zu kommen. Vielleicht wäre zusätzlich zu überlegen, wie Stress weggenommen werden kann, z.B. durch Berufswechsel, Entspannungsmethode wie Autogenes Training. Nicht jeder Mensch kann gleich gut mit Belastungen umgehen, jeder ist für sich einzigartig und auch das ist oft schwierig für Mütter, die eventuell ein anderes Bild vom Kind im Kopf haben.

Ich wünsche Ihnen Kraft und Mut zur Auseinandersetzung mit dem Thema sowie Achtsamkeit für sich selbst!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Danke, ich denke, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen und gezeigt, in welche Richtung es geht.

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