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Mein Bruder hat eine Psychose, aber will sich nicht helfen lassen!

Jenny (w, 24) aus Marburg:

Hallo, liebe Psychologen,
seit nun mehr fast 3 Jahren leidet mein Bruder an einer Psychose. Nachdem er zunächst Stimmen gehört und halluziniert hatte, konnten wir ihn nach ca. einem Jahr zu einer Psychologin bringen, die ihm Medikamente verschrieb. Aufgrund dieser kam es allerdings zu einer Thrombose, weshalb die Dosis so schnell wie möglich reduziert werden muß und das Medikament dann ganz abgesetzt wurde, obwohl es meinem Bruder sehr gut geholfen hatte.

Seitdem hat sich sein Zustand wieder kontinuierlich verschlechtert. Mittlerweile sieht er wieder Dinge die nicht da sind und konstruiert Geschichten, die nicht stimmen. Meine Eltern beleidigt er, sobald er angesprochen wird und zieht sich ansonsten komplett in sein Zimmer zurück. Wir sind vollkommen ratlos und verzweifelt, da er seine Krankheit nicht erkennt und weigert erneut zu einer psychologischen Beratung zu gehen und da er bereits 20 Jahre alt ist, sind meinen Eltern die Hände gebunden.

Können Sie mir einen Ratschlag geben, wie man mit dieser Situation umgehen kann?
Meine Eltern vermeiden mittlerweile aus Angst ihn anzusprechen, da er dann sehr schnell aggressiv wird. Handgreiflich ist er allerdings (noch) nicht geworden. Über einen Ratschlag wäre ich wirklich sehr dankbar, da ich keinen Lösungsweg erkennen kann! Beste Grüße, Jenny

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo liebe, ratlose Jenny!
Ich kann die bedrückte Situation in Ihrer Familie gut nachvollziehen und es war höchste Zeit, daß Sie sich fachkundigen Rat holen, denn nicht selten wird die seelische und körperlich Gesundheit der ganzen Familie schwer beeinträchtigt, wenn man in so einer Lage immer nur rat- und hilflos abwartet und auf Besserung hofft!

Danke, also für Ihr Vertrauen und ich will gerne versuchen Ihnen mögliche Wege ans Licht eines frohen und unbeschwerten Lebens für Sie, Ihren Bruder und ihre Familie aufzuzeigen!

Nachdem hier ein eindeutige Diagnose vorliegt und sie auch die Symptome klar und treffend beschreiben, wäre es die Aufgabe der behandelnden Psychiaterin gewesen, Ihren Bruder in so einem schwierigen Fall, zur medikamentösen Einstellung in ein Klinik einzuweisen, im Notfall auch gegen seinen Willen, in Absprache mit dem Amtsgericht.

Am besten wäre es jetzt, wenn Sie noch einmal, ohne Ihren Bruder, mit dessen „Psychologin“ die jetzige Sachlage ausführlich besprechen. Ich habe Psychologin in Anführungszeichen geschrieben, da es sich höchst wahrscheinlich um eine Psychiaterin handelt, den Psychologen dürfen kein Medikamente verschreiben.

Es besteht auch die Möglichkeit, daß Sie eine amtsärztliche Untersuchung Ihres Bruders in die Wege leiten, um ihn vorrübegehend unter Betreuung zu stellen, so daß Sie die Klinikeinweisung für ihn veranlassen könnten. Als Ansprechpartner stände Ihnen das Gesundheitsamt und auch die Rechtsberatungsstelle des Amtsgerichtes zur Verfügung. Sie könnten auch direkt zum zuständigen Familienrichter gehen und ihm die Sachlage schildert, damit er Ihnen bei der Einleitung einer zeitweiligen Bettreuung - früher Vormundschaft - behilflich ist.

Darüber hinaus gibt es in allen Städten und Landkreisen auch noch den Sozialpsychiatrischen Dienst (SPD), der mit derlei Fällen gut vertraut ist und Ihnen und Ihrem Bruder Beratung und Hilfe anbietet kann. Dieser Dienst hat auch die Möglichkeit Ihren Bruder stundenweise in Obhut zu nehmen, bzw. ihn zu Freizeitaktivitäten, Gruppentherapien und persönlichen Gesprächen einzuladen.

Lassen Sie sich bitte auch vom SPD oder von den freien Wohlfahrtsverbänden (AWO, Diakonie, Caritas usw.) die Adresse der nächsten Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch kranken Menschen nennen, wo Sie sich Rat, Hilfe und Unterstützung für Ihre Familie bekommen und sich mit ähnlich betroffenen Mitmenschen aussprechen könnten!

Das allerwichtigste aber ist, liebe Jenny, daß Sie Ihren Eltern Mut machen, eine grundlegende Veränderung in diese eingefahrene und verfestigte Leidensgeschichte zu bringen, wozu auch gesunde Härte und entschlossenes Handeln nötig ist, weil sonst alle Beteiligten darunter leiden, es keinen Fortschritt gibt und das ganz auch noch sehr viel schlimmer werden kann!

Durch sein aggressives Verhalten blockiert Ihr Bruder jede Veränderung zum Guten und macht Ihre Eltern zu Mitkranken (Coabhängigen) und dies kann nur mit Hilfe von Außen durchbrochen werden! In meiner Praxis habe ich schon öfters solche Fälle mit Hilfe eines Familienrichters durch Zwangseinweisungen in eine Fachklinik lösen können. In allen Fällen, waren mir die betroffenen Patienten im Nachhinein sehr dankbar, weil es ihnen mittelfristig sehr viel besser ging, oder sie sogar wieder ganz gesund wurden. Dies war aber nur dadurch möglich, daß man sie auch gegen ihren Willen in eine Klinik eingewiesen hatte!

Liebe Jenny, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten etwas Mut machen und eine Richtung weisen konnte, die Sie mit gutem Gefühl bejahen und umsetzen können! Vor allem aber wünsche Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei der jetzt so notwendigen Neugestaltung Ihrer Familiensituation, damit Ihr Lebenskompaß und auch der Ihrer Angehörigen, in Zukunft wieder in Richtung echter, unbeschwerter Freude zeigt! Auf Wunsch stehe ich Ihnen dabei auch weiterhin gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Für heute grüße ich Sie sehr herzlich als Ihr Lebensberater

Rainer J. G. Schmidt – E-Post@Rainer-JGS.de
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychotherapie
D-94360 Mitterfels – Burgstraße 7 – Tel. 09961/7255

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben, oder eine regelmäßige Online-Beratung wünschen, so können Sie sich gerne auch direkt an mich wenden. - Vergessen aber Sie bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und wenn möglich, auch kurz zu kommentieren - herzlichen Dank und alles Gute!

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