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Ich trauere immer noch um meinen Großvater

Tanni1510 (w, 22) aus Kaiserslautern:

Hallo,

ich weiß nicht genau wie ich mein Problem schildern soll. Ich fange einfach mal mit meiner Geschichte an: Vor 3 Jahren ist an Weihnachten mein Opa verstorben. Er unterlag einer Krebskrankheit. Ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu meinem Opa. Mit dem Tod und der Trauer komme ich nicht zurecht.

Es sind jetzt 3 Jahre vergangen und ich will es immer noch nicht wahrhaben, dass er nicht mehr hier ist. Seit dem Tod meines Opas gehe ich sehr ungerne in das Haus meiner Großeltern um meine Oma zu besuchen, da mich dort alles mit dem Tod konfrontiert und mich alles an meinem Opa erinnert. Ich habe das Gefühl dass dies etwas am Verhältnis zu meiner Oma geändert hat. Ich sehe sie nicht mehr so oft und wir reden nicht mehr so oft was mir wirklich leid tut da ich sie sehr gerne hab.

Ich habe oft Schlafstörungen und immer wieder Alpträume in denen mein Opa auftaucht. Ich habe auch niemanden mit dem ich drüber reden kann. Meine Mutter (die Tochter meines Opas) hat selbst noch stark damit zu kämpfen. Ich möchte sie nicht zusätzlich belasten. Mit meinem Freund kann ich auch nicht reden, da er findet er kann nicht über meinen Opa reden weil er ihn nicht kannte (wir sind erst 4 Monate nach dem Tod zusammen gekommen; sind jetzt fast 3 Jahre zusammen). Ich weiß nicht wieso er mich da so abweist. Ich bin nur noch traurig und zieh mich zurück.

Was kann ich tun damit es mir besser geht?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Tanni1510,

ich danke Ihnen für Ihre Zuschrift, mit der Sie so kurz vor Weihnachten ein für Sie wichtiges Thema angesprochen haben. Ihr Großvater ist vor drei Jahren an Weihnachten gestorben. Das war sehr sehr schmerzlich für Sie, denn Sie hatten ein sehr enges und gutes Verhältnis zu ihm. Seitdem trauern Sie und es scheint, als gäbe es nichts auf der Welt, das Sie trösten könnte.

Sie vermeiden es, in das Haus der Großeltern zu gehen, weil Sie dort an den Tod Ihres Großvaters erinnert werden. Leider sehen Sie deshalb Ihre Großmutter auch nicht mehr so häufig, was Ihnen Leid tut, denn Sie mögen sie sehr gern.

Ihre Mutter leidet selbst noch sehr unter der Trauer, so dass sie keine gute Ansprechpartnerin für Sie ist. Außerdem möchten Sie Ihre Mutter auch nicht mit ihrer eigenen Trauer belasten. Mit Ihrem Freund können Sie auch nicht darüber reden, weil er sich nicht kompetent genug fühlt, diese Gespräche mit Ihnen zu führen. Vordergründig mit der Erklärung, dass er Ihren Großvater gar nicht kannte. Mir scheint jedoch eher, dass er sich mit dem Thema Tod hilflos und überfordert fühlt.

Was mir an Ihrer Schilderung auffällt, ist, dass es scheinbar kein offenes und gemeinsames Trauern in der Familie gibt. Ihr Großvater starb und jeder versucht nun über die Jahre allein damit klar zu kommen. Ihre Mutter, Sie und vielleicht auch Ihre Großmutter. Allein zu trauern ist eine Möglichkeit, doch sie kann dazu führen, dass man an der Trauer auch mit der Zeit festhält. Als würde Ihr Großvater für Sie „lebendig“ bleiben, wenn Sie trauern und seinen Tod nicht akzeptieren.

Weil Sie seinen Tod nicht akzeptieren, träumen Sie nachts von ihm. Ihre Seele versucht auf diesem Wege, eine Lösung zu finden, für die Sie im Tagesbewusstsein nicht offen sind.
Wenn Sie also fragen, was Sie tun können, damit es Ihnen besser geht, möchte ich Ihnen raten, fangen Sie an, den Tod Ihres Großvaters zu akzeptieren. D.h. nicht, dass Sie nicht mehr traurig sein dürfen, im Gegenteil. Doch trauern Sie voller Mitgefühl für sich selbst und akzeptieren Sie gleichzeitig die Realität.

Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich richtig von Ihrem Großvater verabschieden. Schreiben Sie ihm einen Brief, in dem ihm mitteilen, wie wichtig er für sich war und auch weiterhin sein wird. Am Ende des Briefes verabschieden Sie ihn und wünschen ihm alles Gute. Wenn Sie dann anfangen, sich mit Freude an ihn zu erinnern, wird die Trauer allmählich weniger werden.

Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie mit anderen Menschen über diesen Ablöseprozess sprechen könnten. Vielleicht ist es gerade Ihre Großmutter, mit der Sie gut darüber reden könnten. Oder Sie nehmen ein paar Therapiestunden, um sich professionell dabei unterstützen zu lassen. Ein aktiver Umgang mit Ihrer Trauer wird Sie aus Ihrem Rückzug herausführen. Seien Sie mutig und offen, dem zu begegnen, was wirklich ist.

Ich wünsche Ihnen alles Gute dafür,

mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
-Heilpraktikerin f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die schnelle Antwort!





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