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Ich habe seit Jahren ein gespaltenes Verhältnis zu meinem Bruder, was nun eskaliert!

Katharina (w, 37) aus Mainz: Ich habe seit Jahren ein gespaltenes Verhältnis zu meinem Bruder (39), was nun eskaliert. Hintergrund ist, dass - solange ich denken kann - er immer als der Empfindsamere von der Mutter dargestellt wurde und entsprechend anders behandelt wurde. Ich selber habe dies gar wahrgenommen, weil ich so gewohnt war, Verwandte haben ab und an mal versucht, darauf hinzuweisen, ohne Erfolg. Jetzt ist meine Mutter seit Jahren ein Pflegefall, schimpft auf hin (aber nur hintenherum), hätschelt und schont ihn weiter, während ich sie pflege und dazu noch halbtags arbeite. Er kommt ab und an wie ein Gast und kommentiert. Bei wichtigen Sachen hält er sich heraus, mosert aber hinterher daran herum, wie man alles hätte besser machen können. Jetzt sollte ein Pflegedienst die Pflege übernehmen (auch im Sinne meiner Mutter), mein Bruder boykottiert das regelrecht, gibt überall meinen Namen an und wenn ich mich wehre, heißt es, ich soll doch diplomatischer sein und unsere Mutter nicht so aufregen.
Dazu kommt, dass meine Mutter ihn bei bestimmten Ereignissen (z.B Arztbesuche) nicht dabei haben will, sondern mich (weil er sie stresst...O-Ton von ihr), aber sie ist nicht in der Lage, ihm dies mitzuteilen, findet Ausreden; sie sagt auch nicht, dass er mit seinem Verhalten vieles kaputtmacht bzw. eben nicht 'hilft', sie drückt sich sozusagen um eine Klärung, und das seit Jahren. Ich weiß mir keinen Rat mehr und mich laugt das alles sehr aus, meine Wut wächst. Was raten Sie mir?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Katharina, vielen Dank für Ihr Vertrauen in das Psychomeda-Therapeuten-Team.

Sie schreiben, dass Sie ein gespaltenes Verhältnis zu Ihrem Bruder haben, welches nun eskaliert.

Momentan stecken Sie in einer destruktiven Situation mit Ihrem Bruder, in der aber auch Ihre Mutter eine Rolle spielt. Denn Ihre Mutter hat Ihren Bruder immer als den Empfindsameren dargestellt und auch entsprechend so behandelt wurde. Sie waren es so gewohnt, doch nun ist Ihre Mutter ein Pflegefall geworden und Ihr Bruder kommt ab und zu vorbei und gibt sozusagen Anweisungen bzw. weiß alles besser. Ihre Mutter nervt dieses Verhalten zwar auch, traut sich aber zu Ihrem eigenen Sohn, Ihrem Bruder nichts sagen. Das führt natürlich jetzt dazu, dass Sie sich ausgelaugt fühlen und natürlich wächst auch die Wut auf Ihren Bruder und natürlich auch auf Ihre Mutter. Ihre Mutter lässt Sie alleine und Sie fühlen sich hilflos!

Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie das wütend und auch bestimmt traurig macht und Ihnen gleichzeitig die Energie raubt bzw. Sie sich ausgelaugt fühlen. Denn für Sie ist es ein gewisser Vertrauensbruch, den Ihre Mutter damit begeht, indem Sie ihren Sohn bzw. Ihren Bruder nicht einmal die Meinung sagt, sondern immer hinter seinem Rücken redet und wenn er da ist, dann tut Sie ihm wahrscheinlich schön ins Gesicht und Sie fühlen sich als Dumme! Sie machen alles für Ihre Mutter, pflegen Sie und trotzdem gibt es von Ihrer Mutter keine Anerkennung gegenüber Ihrem Bruder.

Ihre Mutter ist so wie Sie ist – mit all ihren Ecken und Kanten und mit all dem, was sie geprägt hat. Da kann vieles unbewusst bei ihr ablaufen und manchmal auch bewusst. Aber auch Sie hat die Kraft und die Fähigkeit, gewisse Dinge zu verändern und einmal ehrlich zu sein, und mit ihrem Sohn bzw. Ihrem Bruder einmal aufrichtig und ehrlich reden und ihm ihren Standpunkt klarmachen. Ihre Mutter sollte einmal offen und ehrlich auch zu sich selbst sein und ihren Teil dazu beitragen, um die Situation nicht noch eskalieren zu lassen und auch Ihnen einmal zur Seite stehen.

Denken Sie doch einmal darüber nach, was Ihnen gut tut und was nicht in Bezug auf Ihre Mutter und auch auf Ihren Bruder. Und vielleicht die Dinge lassen, die Ihnen nicht gut tun. So schwer es auch manchmal fällt, weil es eben die eigene Familie ist und man ja auch diese liebt. Seien Sie sich diesen Schritten auch immer bewusst, dass Ihre Mutter und auch Ihr Bruder nicht nur liebenswerte Seiten an sich haben, sondern auch Seiten, die Ihnen als Erwachsene nicht gut tun.

Seien Sie konsequent und setzen Sie Ihren Bruder bzw. auch Ihrer Mutter mal die Grenzen. Bisher wurde das wahrscheinlich noch nie gemacht, weil Sie es vielleicht nicht für notwendig erachtet haben, da Sie es ja so gewöhnt waren. Denn Sie schreiben ja selbst, dass Sie diese Bevorzugung Ihres Bruders gar nicht mitbekommen haben, weil Sie es gar nicht so mitbekommen haben. Selbst Verwandte von Ihnen haben versucht darauf hinzuweisen, leider ohne Erfolg.

Leider schreiben Sie nicht, ob Sie einen Freund bzw. eine Freundin haben, mit dem/der Sie über Ihre Ängste und Erwartungen und Gefühle reden können, denn es ist sehr hilfreich, wenn man die Möglichkeit hat, sein Herz vorbehaltlos auszuschütten und sich mit einem vertrauensvollen Menschen auszusprechen, was wiederum Ihre Selbstheilungskräfte wecken wird und die Zeit tut dann ein Übriges.

Denn allzu oft dreht man sich im Kreis. Deshalb bräuchten Sie unbedingt einmal einen Menschen, mit dem Sie über das Erlebte mit Ihrem Bruder bzw. Ihrer Mutter in Ruhe und Muße ganz offen und vertrauensvoll reden könnten, um dem was Sie erlebt und was Sie traurig gemacht hat, nochmals nachzuspüren, was ganz wichtig ist für Ihren Seelenfrieden. Vielleicht kennen Sie ja in Ihrem Freundes- oder Verwandtenkreis eine Person, die Ihnen gerne dabei helfen würde.

Seien Sie geduldig und liebevoll mit sich selbst, das ist schon der halbe Weg raus aus Ihrem Gefühlschaos. Geben Sie sich Zeit und lassen Sie sich ruhig mit ein paar Beratungs- oder Therapiestunden begleiten, um seelische Entlastung zu bekommen und neue Orientierung zu gewinnen. Suchen Sie sich deshalb einen kompetenten und einfühlsamen Therapeuten, der Ihnen hilft und Sie unterstützt Ihre Themen auf den Grund zu gehen. Denn wenn auch Ihr Zustand gerade sehr belastend ist, so bietet er doch auch die Chance, dass sich etwas verändern darf. Durch eine Therapie können Sie Gefühle, Ihre Gedanken und die damit verbundenen Ängste ergründet werden.

Sprechen Sie auch mit Ihrem Therapeuten einmal über Ihre Lebensgeschichte und Ihre eigene Persönlichkeit, um sich selbst besser kennen zu lernen, sich auch mehr zuzutrauen und die eigenen Impulse, Gefühle, Gedanken und Handlungen besser einschätzen zu können. Manchmal helfen auch schon ein paar Gespräche mit einem kompetenten Gegenüber, um neue Aspekte in festgefahrenen Mustern zu entdecken!

Denn Sie sind der wichtigste Mensch in Ihrem Leben, denken Sie immer daran!!

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute

Mit herzlichen Grüßen
Silvia Exner
(Heilpraktikerin für Psychotherapie)
www.therapie-exner.de – info@therapie-exner.de

P.S. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese kostenlose Antwort bewerten und wenn möglich auch kurz zu kommentieren – Vielen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke Ihnen, das hilft mir! Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben und mich ernst genommen haben!





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