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Ich habe Angst, meine Schwestern im Stich gelassen zu haben

MilkyWay (w, 56) aus Hamburg: Unsere Familie: Vater an Krebs gestorben; Mutter dement, alleinlebend mit Hilfsangeboten; Schwester (63) unglücklich mit ihrem 2. Mann verheiratet - alle wohnen in einer Stadt, meine mittlere Schwester (58) in Hamburg; ich (56)ebenfalls in Hamburg

Es ist in der Familie nicht üblich, über Gefühle zu sprechen. Es ist unanständig, die Familie zu verlassen. Ich habe schon oft diese Grenzen überschritten und jahrelange Therapien hinter mir. Habe Dauerbehandlung mit Antidepressiva.
Ich wollte meine Mutter schon vor Jahren in ein Heim bringen. Damals haben meine Schwestern mich als Verräterin gesehen und gesagt, es geht noch alles. Mittlerweile geht eigentlich bei meiner Mutter gar nichts mehr.

Meine Schwester vor Ort ist 3 x die Woche bei ihr und besorgt Medikamente. Meine andere Schwester fährt alle 2-3 Wochen am Wochenende hin, regelt Schriftliches und unterhält sie. Sie ruft bis zu 8 x am Tag an, dass sie essen soll, welches Programm sie im Fernseher anstellen soll, damit sie Unterhaltung hat, etc.

Ich habe ein schlechtes Gewissen meinen Schwestern gegenüber, dass ich mich so wenig kuemmere. (Ich fahre alle 4 - 6 Wochen zu ihr.) Meine Schwestern sind total fertig, aber können nicht einsehen, dass sie die Veränderung der Situation boykottieren.

Ich fühle mich außerhalb der Familie, die ich eigentlich nicht will, weil sie jedem Einzelnen keinen Raum lässt. Ich habe Angst, dass ich Schuld bin, dass es meinen Schwestern schlecht geht, weil sie sich übernommen haben. Als ich damals etwas ändern wollte, haben sie blockiert. Wie kann ich für mich die Situation lösen - innerlich und auch äußerlich?


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe MilkyWay,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage.

Ich kann gut verstehen, dass Sie die Situation sehr aufwühlt. Es erfordert einiges an Tapferkeit, einen anderen Weg einzuschlagen als den, der sich in Ihrer Familie manifestiert hat. Sie rutschten dadurch in eine Außenseiterposition und mussten mit Sicherheit einige Widerstände überwinden. Dennoch haben Sie es bis hierhin geschafft. Das ist eine enorme Leistung.

Es kann hilfreich sein, wenn Sie sich die Gründe für diesen alternativen Weg noch einmal ganz bewusst vor Augen führen, sich klar machen, dass Sie aus besagten Gründen eine Entscheidung dafür getroffen haben.

Auch Ihre Schwestern sind Menschen, die jeden Tag Entscheidungen für sich selbst treffen. Die Verantwortung für das Wohlergehen Ihrer Schwestern liegt also nicht bei Ihnen. Ihre Schwestern haben zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, Ihre Situation zu reflektieren und gegebenenfalls um Unterstützung zu bitten.
Sie sind ja dennoch für die Familie da, versuchen sogar Vorschläge zur Verbesserung der Situation einzubringen. Alles im Rahmen Ihrer Möglichkeiten und Kräfte. Sie behalten sich bei all dem selbst im Blick. Das ist völlig legitim und darüber hinaus gesund, denn zu guter Letzt hilft es Ihrer Mutter nur wenig, wenn Sie im Grunde nicht in der Lage sind, sie zu stützen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das für alle Beteiligten über Kurz oder Lang in einer Katastrophe endet. So, wie sie es bereits bei Ihren Schwestern beobachten.

Ich möchte Sie ermutigen, sich nicht beirren zu lassen.
Bieten Sie weiterhin Ihre Unterstützung in dem Rahmen an, der Sie selbst nicht überfordert und geben Sie die Verantwortung für Ihre Schwestern wieder an diese zurück.

Ich wünsche Ihnen dabei alles Gute und würde mich über eine Bewertung sowie ein kurzes Feedback freuen.

Freundliche Grüße,
Anna-Marie Vitzthum
Bewertung:
Ich weiß ja, dass es wichtig ist, Distanz zu der Situation zu bekommen und dabei haben Sie mir geholfen. Vielen Dank.





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