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Alles ist mir egal und es macht mir auch nichts aus verletzt zu werden

Tojah (w, 16) aus Braunschweig: Guten Tag,
Ich weiß nicht, wie ich mein Problem genau beschreiben soll und vielleicht reagiere ich auch nur über.
Im Grunde ist mir alles egal, es macht mir nichts aus, verletzt zu werden, andere zu verletzen und mich interessiert so gut wie nichts. Neulich ist meine Tante gestorben und so schrecklich das auch klingt, ich war nicht traurig. Allerdings hatte sie mir nie was getan und ich mochte sie eigentlich. Ich habe geweint, doch ich fühlte mich kein bisschen traurig. Es war ziemlich schockierend, da ich mich selber einfach nicht nachvollziehen konnte.
In der Schule habe ich keine Freunde, am Anfang des Jahres habe ich mich mit ein paar Leuten angefreundet gehabt, doch nach einer Weile bin ich ihnen aus den weg gegangen, da es mir eigentlich egal war, ob ich allein bin oder nicht und alleine sein war sehr viel weniger arbeit.
Ich habe schon über Selbstmord nachgedacht, nicht unbedingt, weil ich das Leben hasse, sondern eher, weil es mir eigentlich egal ist, ob ich lebe oder tot bin.
Ich habe es aber doch nicht gemacht, weil mein Vater in dem Moment nach Hause kam. Er dachte sich nichts dabei, dass ich auf dem Balkon stand, wir wohnen nämlich in einem Hochhaus.
Meine Frage ist jetzt, habe ich tatsächlich eine Art Krankheit oder Störung, oder ist das ganz normal? Was sollte ich machen? Diese Art von Gedanken habe ich eigentlich nicht immer, sondern sie kommen in so Phasen.
Ich bedanke mich schon einmal im Voraus für Ihre Hilfe.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Toja, vielen Dank für Dein Vertrauen und Deinen Mut, Dich an das Psychomeda-Therapeuten-Team zu wenden.

Du schreibst, dass Dir alles egal ist, es macht Dir auch nichts aus, verletzt zu werden, andere zu verletzen und es interessiert Dich auch nichts mehr.

Gibt es vielleicht einen Auslöser für Deine momentane Gefühlssituation?

Doch selbst wenn Du schreibst, das Dir alles egal ist, machst Du in Deiner Schilderung auf jeden Fall sehr deutlich, dass Du unter diesen Gefühlen und dem Verhalten dadurch sehr leidest.

Du beschreibst hier ein sogenanntes „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Dies hört sich vielleicht seltsam an, ist aber ein typisches und oft beschriebenes Phänomen in solchen Situationen. Man hat an Personen und Dingen kein Interesse mehr. Man fühlt überhaupt nichts mehr. Es ist einem alles egal. Doch ob Du an einer Krankheit oder an einer Störung leidest kann und darf ich von hier aus nicht beurteilen.

Auch schreibst Du, dass Du schon über das Thema Selbstmord nachgedacht hast, weil Dir egal ist ob Du tot oder lebendig bist. Du bist noch ein sehr junges Mädchen und hast Dein Leben noch vor Dir.

Du schreibst, dass Du in der Schule keine Freunde hast und selbst mit Leuten, mit denen Du Dich angefreundet hast, gehst Du aus dem Weg, weil Dir alles egal ist.

Es ist sehr wichtig, dass Du mit Deiner momentanen Gefühlssituation nicht alleine bleibst, sondern Dir Hilfe und Unterstützung holst, um den Themen auf den Grund zu gehen, warum Dir im Grunde genommen alles egal ist und Du keinerlei Gefühle mehr hast, es Dir egal ist ob Du verletzt wirst oder ob Du jemanden verletzt. Deine Tante ist verstorben und Du hast zwar geweint, aber keine Traurigkeit empfunden.
Vielleicht solltest Du auch wegen Deiner Gefühle offen und ehrlich mit Deinen Eltern darüber sprechen. Denn die Entwicklung des eigenen Selbstwertgefühls hängt ursächlich damit zusammen, wie sehr wir von unseren Eltern unterstützt und um unser selbst willen geliebt wurden. Solltest Du Dich nicht trauen oder Deine Eltern eher abwehrend oder verharmlosend reagieren, solltest Du Dir gleich gezielt therapeutische Hilfe suchen.
Wichtig wäre jetzt, dass Du Fachleute um Hilfe bittest. Du hast hier verschiedene Möglichkeiten.

Ein Vertrauenslehrer, ein Schulsozialarbeiter oder ein Schulpsychologe könnte eine erste Anlaufstelle sein.

In Frage käme natürlich auch dein Haus- bzw. Kinder-/Jugendarzt (Ärzte haben Schweigepflicht). Auch ein Besuch bei einem Psychiater wäre möglich - die jeweiligen Kosten übernimmt die Krankenkasse.

Wenn es darum geht, längerfristig Therapie zu machen um wichtige Problemthemen zu bearbeiten, wäre ein Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche richtig. Die Behandlung wird ebenfalls von der Krankenkasse übernommen - ein Arzt (Hausarzt, Psychiater oder auch Kinderarzt) kann dir da weiterhelfen und alles in die Wege leiten.

Wenn Du Dich in der akuten Situation befindest, Du an Selbstmord denkst oder es Dir nicht gut geht, rufe bitte die Telefonseelsorge an (Tel. 0800 111 0 111). Dort hören Dir kompetente und erfahrene Gesprächspartner zu, die Dir in solchen Momenten Beistand geben können und Dir helfen. Natürlich kannst du dich auch mit allen anderen Themen, die dich beschäftigen und belasten, an sie wenden.

Liebe Toya, ich würde mich freuen, wenn Du mir schreiben würdest, ob Dir meine Empfehlungen und Gedanken geholfen haben. Ich wünsche Dir von Herzen, Dass Du einen für Dich guten Weg findest, damit Du anfangen kannst, Dein Leben zu genießen und es auch zu fühlen. Den ersten Schritt dazu hast Du ja bereits getan, also gehe mutig weite auf diesem Weg und gib nicht auf. DU SCHAFFST DAS.

Mit herzlichen Grüßen
Silvia Exner
(Heilpraktikerin für Psychotherapie)
www.therapie-exner.de – info@therapie-exner.de

P.S. Ich würde mich freuen, wenn Du diese kostenlose Antwort bewerten würdest und wenn möglich auch kurz zu kommentieren – Vielen Dank und alles Gute!

Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank, sie haben mir sehr geholfen. Ich weiß jetzt was ich tun soll und fühle mich weniger hilflos und unnormal.





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