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Vierjähriger zeigt wieder Verhalten wie ein Kleinkind

Sterntaler (w, 33) aus München: Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe derzeit einige Probleme mit meinem 4 jährigen Sohn, der ohne seinen Vater aufwächst.

Meine Freundin hat einen 2 jährigen Sohn, mit dem er fast jeden Tag zusammen ist. Dabei sind einige Dinge sehr schwierig. Mein Sohn macht seinem 2 jährigen Freund alles nach. Zum Beispiel: wir waren beim Baden und sein Freund hat, als er gerade keine Windel trug, uriniert und mein Sohn steht daneben und macht in seine Badehose. Ich sage ihm zwar, dass er ja der Größere ist und nicht alles nachmachen soll, das bringt aber nichts. Wie sollte ich mich verhalten, dass das besser wird?

Ein weiteres Problem: Ich arbeite Vollzeit und daher holt meine o.g. Freundin meinen Sohn jeden Tag vom Kindergarten ab. Wenn ich ihn dann von ihr abhole, dann will er nie mitgehen, schreit, haut etc. Das ist ein wahnsinniger Stress für uns beide und zerrt sehr an den Nerven. Was könnte ich tun, damit das besser werden kann.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Sterntaler-Mama,

erst einmal möchte ich Ihnen von Herzen gratulieren! Dass Sie sich Gedanken machen um Ihren kleinen Jungen und dann sogar hier Ihre Frage stellen zeigt mir, dass Sie eine sehr aufmerksame und sorgfältige Mama sind, die möglichst alles richtig machen möchte. Und die vor allem nichts versäumen will.

Liebe Sterntaler, wenn ich jetzt auf das wenige schaue, das Sie uns beschrieben haben, würde ich zunächst sagen: Davon ist manches zwar lästig für Sie als betroffene Mama, aber für ihren gesunden kleinen Jungen durchaus im Bereich der Normalität.

Wichtig wäre aus meiner Sicht auch, dass Sie Ihre Beobachtungen mit der Erzieherin besprechen, um zu hören, wie er sich im Kindergarten verhält. Vielleicht können Sie dort ebenfalls einen guten Rat oder eine Empfehlung erhalten.

Wenn er in die Badehose uriniert, als er den kleinen Jungen dabei beobachtete, wie dieser dies ebenfalls tut, und er mit diesem sehr viel Zeit verbringt, dann könnte dies ein Verhalten sein, das viele Eltern beobachten und beschreiben: Die „Großen“ machen plötzlich den „Kleinen“ alles nach, so, als wollten sie auch wieder ein Baby oder Kleinkind sein. Leider helfen da die Ermahnungen oder das appellieren daran, dass das Kind doch schon „groß“ ist, oftmals nichts. Ein Baby oder Kleinkind zu sein hat in dieser Phase und Situation manchmal einfach einen größeren Reiz, als die Vorteile des eigenen Alters.

Bei manchen Kindern hilft dann tatsächlich, ihnen Dinge zu entziehen, die sie schon können oder dürfen. Begründung: „das dürfen (so) kleine Kinder noch nicht“. Als Beispiel: TV- schauen darf ein Baby noch nicht, oder sich selbst Wasser eingießen, oder selbst ein Obststück nehmen, oder alleine in der Badewanne sitzen. Babys müssen sich dabei helfen lassen. Das ist natürlich für Sie und Ihre Freundin lästig und umständlich, denn das sollten Sie dann beide so machen – aber bei den Kindern bewirkt es manchmal die Erkenntnis: Ein Kleinkind zu sein, das hat nicht nur Vorteile! Und oft ändern sie ihr Verhalten dann rasch.

Bei manchen Kindern bleibt das Verhalten jedoch trotzdem. Dann lohnt es sich nachzuprüfen, ob es das zärtliche Bemuttern des Kleineren ist, das er vielleicht bei Ihnen und der Mama des kleineren Jungen beobachtet – und das ihr Junge sich das ebenso wünscht. Vielleicht will er einfach auch so behandelt werden, wünscht sich etwas mehr Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit. Wenn es in diese Richtung gehen könnte, bin ich mir sicher, werden Sie das schnell bemerken und eine entsprechende Änderung vornehmen.

Ganz allgemein möchte ich aber noch darauf hinweisen, dass es für Jungs gar nicht so selten ist, dass das Thema des gemeinsamen Urinierens immer wieder auftaucht, und sozusagen Wettbewerbe stattfinden: Wer kann den weitesten Bogen p*****n? Auch da geht es oft um Nachahmung, um dazugehören wollen, um Anerkennung innerhalb der Freundesgruppe. Dies muss man als Mutter nicht gut heißen und kann dies auch deutlich zum Ausdruck bringen, aber man muss es auch nicht überbewerten. Meistens ist es nur eine kurze Episode – dann vergeht dieses Verhalten auch von alleine wieder. Bis es zu einem späteren Zeitpunkt wieder kurz auftaucht.

Auch dass ihr Junge nicht mit nach Hause möchte, wenn Sie ihn abholen, ist durchaus nachvollziehbar. Er findet es einfach Klasse, mit dem anderen Kind zu spielen. Zu Hause muss er alleine spielen. Bei Ihrer Freundin ist es aus seinem Erleben viel abwechslungsreicher als zu Hause – und außerdem ist er dort der Große, er kann also in gewisser Weise seine Überlegenheit genießen. Zu Hause ist er wieder der „Kleine“ der eben das tun muss, was sich die Mama wünscht.

Ich empfehle Ihnen, an diesem Punkt mit Ihrer Freundin ein Ritual zu überlegen. Vielleicht rufen Sie 15 Minuten bevor sie dort sind an. Dann weiß Ihr Sohn, dass er mit seinem Spiel jetzt zum Ende kommen muss. Die Freundin sollte ihn darin unbedingt unterstützen.Wenn Sie dann da sind, bekommt er noch 5 weitere Minuten, wo er Ihnen zeigen kann, was er heute gemacht hat – und dann ziehen Sie ihn an und lassen sich auf keine weiteren Verhandlungen ein. Während dem Sie ihn zum Gehen richten, soll Ihre Freundin sich mit ihrem Sohn zurückziehen, damit es von der Seite keinen neuen Anreiz – und vor allem keine Zuschauer gibt, die sein „Theater“ sehen.Denn das animiert manche Kinder zu recht unbändigem Verhalten.

Liebe Sterntaler, ich wünsche Ihnen gute Gespräche mit den Erzieher/innen im Kindergarten und mit Ihrer Freundin, gemeinsam, mit Humor und freundlicher Zugewandtheit, werden sie diese Phase bestimmt gut meistern.

Wenn Sie diese Antwort gelesen haben, würde ich mich sehr über Ihre Bewertung freuen.

Mit freundlichen Grüßen aus Stuttgart
Karin Pfeifer
Heilpraktikerin für Psychotherapie www.pfeifertherapie-stuttgart.de
Bewertung durch den Fragensteller:





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