Ist unser Enkel traumatisiert - und wie können wir helfen?
Mikiele (m, 50) aus Freital: meine Frau und ich sind ratlos in Bezug auf unseren Enkel. Er heißt Leo und ist jetzt eindreiviertel Jahr alt. Seine Eltern haben sich ein halbes Jahr nach der Geburt getrennt und leben bis heute im selben Haus in getrennten Wohnungen. Bei der Kindesmutter wurde eine Borderline Störung diagnostiziert. Eine Gesprächstherapie hat sie abgebrochen.
Vor zwei Wochen teilte die Kindesmutter unserem Sohn mit, dass sie sich den Aufgaben als Mutter nicht gewachsen fühlt und Leo bei seinem Vater aufwachsen soll.
Leo ist also eine Etage höher zu seinem Vater gezogen. Der Kontakt zur Mutter ist seitdem sporadisch.
Der Umgang mit Leo gestaltet sich seitdem zunehmend schwierig. Er ist ungeduldig und versucht ständig seinen Willen durchzusetzen. Erfährt er Widerspruch, reagiert er laut und aggressiv. Regelmäßig schlägt er meine Frau oder wirft mit Gegenständen nach ihr, ohne das für uns ein Grund ersichtlich wäre.
Wir wissen nicht, wie sich sein Verhältnis zu seiner Mutter im Detail gestaltet hat. Sie sprach selbst von ihrer mangelnden Geduld.
Wir versuchen dem mit viel Geduld, Konsequenz und klaren Regeln zu begegnen, sind uns aber nicht sicher ob das alles so richtig ist.
Wir haben den Eindruck, Leo holt sich negativ Zuwendungen. Wir glauben, das das Zusammenleben mit seiner Mutter für ihn traumatisch war.
Wie können wir ihn dabei unterstützen mit der neuen Situation klarzukommen und eventuell Traumatische Erlebnisse zu verarbeiten?
Mit freundlichen Grüßen...
Vor zwei Wochen teilte die Kindesmutter unserem Sohn mit, dass sie sich den Aufgaben als Mutter nicht gewachsen fühlt und Leo bei seinem Vater aufwachsen soll.
Leo ist also eine Etage höher zu seinem Vater gezogen. Der Kontakt zur Mutter ist seitdem sporadisch.
Der Umgang mit Leo gestaltet sich seitdem zunehmend schwierig. Er ist ungeduldig und versucht ständig seinen Willen durchzusetzen. Erfährt er Widerspruch, reagiert er laut und aggressiv. Regelmäßig schlägt er meine Frau oder wirft mit Gegenständen nach ihr, ohne das für uns ein Grund ersichtlich wäre.
Wir wissen nicht, wie sich sein Verhältnis zu seiner Mutter im Detail gestaltet hat. Sie sprach selbst von ihrer mangelnden Geduld.
Wir versuchen dem mit viel Geduld, Konsequenz und klaren Regeln zu begegnen, sind uns aber nicht sicher ob das alles so richtig ist.
Wir haben den Eindruck, Leo holt sich negativ Zuwendungen. Wir glauben, das das Zusammenleben mit seiner Mutter für ihn traumatisch war.
Wie können wir ihn dabei unterstützen mit der neuen Situation klarzukommen und eventuell Traumatische Erlebnisse zu verarbeiten?
Mit freundlichen Grüßen...
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Sehr geehrter Mikiele,vielen Dank für Ihre Anfrage!
Es ist aus der Entfernung schwierig, Diagnosen zu stellen - aufgrund der von Ihnen geschilderten Umstände kann ich Ihnen aber gerne einige grundsätzliche Informationen geben.
Ein Kind braucht, neben Wärme, Zuwendung und Liebe, Bezugspersonen, die zuverlässig und vorhersagbar handeln.
Ihr Enkel musste jetzt bereits zwei problematische Situationen erleben: die Trennung der Eltern mit einem halben Jahr und der Umzug vor zwei Wochen mit nachfolgendem sporadischem Kontakt zur Mutter. Dazu kommt ihr Borderlineverhalten: typisch für Borderliner ist, das deren Verhalten schwer einschätzbar ist, sie schwanken zwischen nah und distanziert, die abgebrochene Gesprächstherapie passt hier hin, und es kann gut sein, das Ihr Enkel auch das erleben musste.
Kinder, die so etwas durchmachen müssen, wissen im Grunde nicht, was sie von einer nahen Bezugsperson als Nächstes erwarten können. Weil Kinder aber Vorhersagbarkeit eben auch existenziell dringend brauchen, versuchen sie ihr eigenes Handeln so anzupassen, das sich die Bezugsperson wieder vorhersagbar verhält. Wenn sich das als unmöglich herausstellt, stehen sie unter dauerner Anspannung, Angst - sie reagieren gestresst.
Wenn Sie sich dazu näher informieren möchten, schauen Sie unter dem Begriff 'Unsicher-ambivalente Bindung' nach - die Theorie der kindlichen Bindung ist recht gut untersucht.
Was können Sie tun? Sie schreiben, das Sie es mit Geduld, Konsequenz und klaren Regeln versuchen, und das ist im Grunde genau richtig.
Kinder haben eine ganz feine Antenne für Ihre Bezugspersonen - die Antenne Ihres Enkels ist sehr wahrscheinlich zur Zeit besonders empfindlich. Achten Sie also darauf, authentisch zu sein. Es ist wichtig, daß das, was Sie tun, und später, wenn Sprache wichtiger wird, sagen, zu dem passt, was Sie wirklich meinen und fühlen.
Geben Sie Ihrem Enkel auch Zeit, bedenken Sie, das er nie etwas Anderes kennengelernt hat. Woher soll er wissen, das jetzt irgendetwas anders sein soll, als es immer war? Sie werden sich bewähren müssen. Aufrichtige Wärme, Bezogenheit, Zuverlässigkeit, das kann sehr viel heilen.
Bleibt die Frage, wie lange das dauern wird, auch, ob und inwieweit ein bleibendes Trauma entstanden ist. Es ist aus der Entfernung ganz unmöglich, dazu etwas Brauchbares zu sagen. Es kann aber nicht schaden, sich Hilfe zu holen, indem Sie beispielsweise um die Meinung eines Kinderpsychologen bitten, der sich die ganze Geschichte einmal persönlich anschaut.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie für Ihren Enkel eine, oder vielleicht sogar die erste, echte Chance sind - Ihr entschlossenes Handeln, Ihre klar formulierte Anfrage - mein Eindruck beim Lesen war 'Gradlinigkeit'.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen Alles Gute!
Sven Hülsebus
Heilpraktiker (Psychotherapie)
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die schnelle Antwort. Da wir bisher mit unserem Problem
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