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Mein 15-jähriger Sohn war in der Psychiatrie und wie soll es jetzt weiter gehen?

Engelchen1971 (w, 45) aus hanau:

Liebes Beratungsteam,
mein Sohn (15) kam im Dezember in eine jugendpsychiatrische Klinik. Vor anderthalb Jahren fing der Rückzug ins Kinderzimmer an. Er hatte schlechte Noten und aß heimlich immer mehr und mehr. Da er dann auch sitzen geblieben ist, mußte er in ein andere Klasse und ging dann immer seltener in die Schule. Er hatte zu nichts Lust, saß nur noch im Zimmer, hörte Musik, aß unkontrolliert und verweigerte jegliche Kommunikation.

Alle 2-3 Wochen hatte er dann ein Gespräch mit einem Psychologe. Es kamen Selbstmordgedanken dazu. Ich habe meinen Sohn unterstützt, wo ich nur konnte, aber er verlor sich immer mehr seinem Loche.

Dann kam er in die Klinik, wo er aber nur Regeln beigebracht bekommt: Alleine aufstehn, regelmäßig Schulbesuch, Küchendienst usw., was er natürlich auch wieder lernen muss. Außerdem hat er zweimal Gruppentherapie pro Woche und auch Musik-Therapie.

In den 3,5 Monaten hatte er jetzt 3 Wochen das erste Mal einmal ein Gespräch mit einer Psychologin. Er meint, er komme sich vor wie in einem Erziehungsheim, aber keiner helfe ihm wirklich und der Psychologe in der Ambulanz hätte ihm mehr geholfen als die Klinik. Tabletten muss er auch seit ein paar Wochen nehmen, aber bei Gesprächen geht es immer nur um seine Selbstständigkeit und ob er am WE zuhause seine Wäsche selbst macht ect.

Ich krieg keinerlei Hilfe, Ratschläge, Verhaltenstipps ect. Ist mein Sohn dort wirklich richtig? Keine psychologischen Einzelgespräche bezüglich seinen Ängsten, Selbstmordgedanken, Borderline usw. Oder geht es erst um das Lernen der Selbstständigkeit und dann wird er therapiert? Ich hoffe Sie können mir etwas weiterhelfen, wofür ich Ihnen sehr dankbar wäre! Angela

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, liebe Angela!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen meine Sicht der Dinge zu vermitteln.

Aus Ihrer Beschreibung des Klinikalltages Ihres Sohnes ist deutlich zu erkennen, daß die Klinik einen streng verhaltenstherapeutischen Ansatz verfolgt, der sich in solche Fällen durchaus gut bewährt hat, wenngleich es natürlich für Ihren Sohn eine gewisse Härte bedeutet, was aber gewollt ist und durchaus überlebenswichtig für Ihren Sohn sein kann.

Natürlich gehen dazu auch therapeutische Gespräche, bei denen es auch um die seelische Befindlichkeit Ihres Sohnes gehen sollte. Wenn Sie aufgrund der Gespräche mit Ihrem Sohn hier einen Mangel vermuten, so sollten Sie dies bei Ihrem nächsten Klinikbesuch mutig ansprechen und am besten schon vorher ein Gesprächstermin mit dem leitenden Arzt ausmachen.

Sie schreiben, daß Sie Ihren Sohn vor dem Klinikaufenthalt unterstützt haben, wo Sie nur konnten! Doch genau das kann im Sinne einer sog. Coabhängigkeit das Rückzugs- und Verweigerungsverhalten Ihres Sohnes noch unterstützt und gefördert haben, obwohl Sie sicherlich das Beste für ihn versucht hatten.

Die Erfahrung zeigt, daß die familiäre Sitaution meist einen Starken Anteil an so einem selbstschädigenden Verhalten hat, denn heute wird bei der modernen Erziehung vielfach der Gedanke der gesunden Härte und des Gleichgewichtes von fördern und fordern vernachlässigt, was ein durch Schulprobleme verusachte Rückzugsverhalten sehr verstärken kann, was sich dann oft über Jahre aufbaut und verselbständigt.

Von daher weist der bewährte Verhaltenstherapeutische Ansatz der Klinik sicherlich in die richtige Richtung, wenngleich ihr Sohn das verständlicherweise als große Zumutung empfindet.

Sie dürfen aber jetzt nicht den Fehler machen, sich mit Ihrem Sohn gegen die Klinik zu verbünden, sondern sollten unbedingt einen regelmäßigen Gesprächskontakt mit der Klinik einfordern, um für deren Ansatz bei Ihrem Sohn um Verständnis und vor allem für eine aktive innere Bejahung zu werben! Nur so kann Ihre Sohn auf dauer selbständig und gesund aus seinem seelischen Sumpfloch herausfinden, in das er sich so tief hat fallen lassen, was man ihm möglicherweise auch viel zu leicht gemacht hat.

Sie schreiben nichts von Geschwistern, oder dem Vater des Jungen. Möglicherweise ist er ein Einzelkind bei einer alleinerziehenden Mutter, was ein weiterer wichtigerer Grund wäre, ihr Verhältnis zum Klinikpersonal aktiv zu verbessern, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen!

Andereseits wäre es aber genau so wichtig, daß Sie ihrem Sohn vermitteln, daß es um sein Leben und um seine Zukunft geht und es absolut wichtig wäre, daß er die Zumutungen dieses Klinikaufenthaltes als Aufbauhilfe und Geschenk für seine innere Stärke sieht und deshalb auch aktiv und mit voller Überzeugt mitarbeiten sollte!

Liebe Angela, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Sichtweise vermitteln konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, bei der jetzt so notwendigen klugen und lebensdienlichen Zusammenarbeit mit dem Klinikpersonal.

Dies gilt auch für das Verhältnis zu Ihrem Sohne, der deutlich spüren muß, daß Sie voll hinter der Klinik stehen, wenn er das ganz mit gutem Mute durchhalten soll, um dann zu gebener Zeit gestärkt, selbstbewußt und lebensfroh sein Leben außerhalb der Klinik – zur Freude seiner Mutter – erfolgreich meistern zu können!

Für heute Grüße ich Sie recht herzlich als Ihr
Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychologie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Online-Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch gerne direkt an mich wenden: Tel. 09961/7255.

*W*i*c*h*t*i*g* - Vergessen Sie bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Leider hat sich alles etwas zum Negativen entwickelt und daran hat sicher die Ärztin ihren Teil dazu beigetragen.





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