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Ich leide finanziell unter meiner psychischen Erkrankung

Ich (w, 28) aus Leipzig: Hallo,
Ich habe seit drei Jahren eine diagnostizierte bipolare Störung mit extremen Schwankungen und rezidivierenden schweren depressiven Episoden in kurzen Abständen. In dieser Zeit war ich insgesamt 1 1/2 Jahre in der Klinik (auf allen möglichen Stationen). Ich habe aufgrund einer Sonderregelung der Uni, welche es mir erlaubte meine Prüfungen in Form von schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten aus der Klinik bzw. von zu Hause zu absolvieren, mit 2 Jahren Verzug im September 2016 mein Studium (Gesundheits-und Pflegewissenschaften) abgeschlossen und mich erstmal in meinem Grundberuf beworben (Physiotherapeutin). Ich habe Gleichstellung beantragt bei einem GdB von 30%. Mein Chef lässt mich trotzdem im Akkord arbeiten, obwohl ich von Anfang an ehrlich war. Ich bin nun 2 Monate dort und war bereits insgesamt 2 Wochen krankgeschrieben wegen Suizidgedanken und starker Somatisierung. Nun hab ich wieder 1Woche durchgehalten und die Symptome sind ab heute wieder grenzwertig. Ich bin seit Jahren in psychologischer und psychiatrischer Betreuung aber es hält sich hartnäckig trotz verschiedener Therapieansätze und Medikationsversuche (ca 20) unter Dauermedikation. Ich habe 1 Tochter zu versorgen und kann nicht schon wieder krankgemeldet sein bzw in die Klinik. Ich habe finanzielle Probleme da ich nur 25 Std (mit großen Problemen) bei Niedriglohn arbeiten kann. Auf eine EU-Rente hab ich mit meinen 2 Monaten Arbeitszeit keinen Anspruch. Ich weiß im Moment nicht wie es weitergehen soll. Was kann ich tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo,
es ist wirklich beachtlich, was Sie alles trotz Ihrer Erkrankung leisten. Im Moment haben Sie das Gefühl, nie mehr aus dieser Krankheitsschleife entkommen zu können. Trotzdem ist es Ihnen in der Vergangenheit gelungen, immer wieder weiterzumachen und sich durchzubeißen. Und darüber hinaus gehen Sie bei Ihrem neuen Arbeitgeber offen mit Ihrem Gesundheitszustand um. Das erfordert Courage.

Jedoch treibt es Sie zur Verzweiflung, dass Sie trotz all dem bei Ihrem Chef auf taube Ohren stoßen. Die Verschlechterung Ihrer gesundheitlichen Situation erscheint mir bei solch einer Belastung nicht ungewöhnlich. Nun ist es natürlich wichtig, Druck aus der Angelegenheit zu nehmen. Das versuchen Sie ja bereits, durch Krankschreibungen, die jedoch wieder die finanzielle Sorge in den Vordergrund rücken. Mir ist bewusst, dass diese Idee unter Umständen kein Wohlbehagen hervorruft, aber es wäre zumindest eine Übergangslösung, Arbeitslosengeld II zu beziehen. Das ist auch aufstockend zu ihrem jetzigen Lohn oder zum Krankengeld möglich. Oder im Extremfall, wenn es mit Ihrer jetzigen Stelle absolut nicht mehr funktioniert. Der Hilfebezug würde zumindest erst einmal die finanziellen Belange von Ihnen und Ihrer Tochter abdecken. Unterstützung sowie genauere Informationen dazu erhalten Sie bei der Kirchlichen Erwerbsloseninitiative in Leipzig.

Darüber hinaus können Sie sich überlegen, ob es für Sie eine Option ist, eine alternative Arbeitsstelle, vielleicht in Ihrem Studienberuf, zu suchen, da diese in der Regel besser entlohnt werden. Eventuell sind dort die Arbeitsanforderungen auch andere. In einer leicht angeschlagenen Verfassung im Direktkontakt mit Menschen zu Arbeiten hat letztlich eine andere Qualität, als beispielsweise die Arbeit an einem Schreibtisch. Ihre Psychotherapeutin kann Ihnen sicher dabei helfen, für Sie geeignete Arbeitsbedingungen zu eruieren.


Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute.

Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Freundliche Grüße,
Anna-Marie Vitzthum





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