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Hilferufe aus religiöser Gemeinde?

Peter (m, 22) aus Hannover : Guten Tag!

Eine gute Freundin von mir weist sehr viele Zeichen einer Depression auf. Unter anderem hat sie immer wieder Phasen, in denen sie emotionslos, schlecht gelaunt ist und sich von der Außenwelt abschottet. Ich weiß nicht wie weit ihre Gedanken gehen. Sie weigert sich jedoch strikt Hilfe zu suchen. Diese Phasen halten im Schnitt 5 Tage an. Leider kann ich nicht festmachen ob sie dann wirklich vorbei sind oder sie es schafft es alles zu überspielen nach dieser Zeit. Sie hatte immer schon solche Trauerphasen jedoch wesentlich kürzer. Besonders schlimm wurde es im letzten halben Jahr. Sie musste aufgrund Ihres Glaubens und ihres sozialen Umfeldes Ihren Freund verlassen. Sie haben aber noch regelmäßig Kontakt und können sich anscheinend nicht loslassen, obwohl Ihr der Kontakt von ihrer Gemeinde (Zeugin Jehovas) verboten wird. Deswegen verheimlicht sie es sogar vor ihren engsten Freunden. Und das obwohl sie inzwischen absolut von den dortigen Lehren überzeugt ist und sich vollständig danach richtet. So wie ich das mitbekomme ist ihr Ex auch die einzige Person, der sie sich anvertraut und der sie vertraut. Ich bekomme das meiste nur über Ihn mit, er spricht sehr häufig mit mir aber ich kann ihm nie irgendeinen Rat geben. Vor allem um sie mache ich mir große Sorgen.
Gibt es irgendeine Möglichkeit für mich Ihr zu helfen oder gibt es irgendetwas was man den beiden raten Kann?

Vielen Dank und schöne Grüße

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Peter

Die gute Freundin von Ihnen scheint sich zwischen zwei Welten zu bewegen. Sie hat die alte Welt mit Ihrem Ex-Freund noch nicht losgelassen. Auf der anderen Seite ist die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas, die sie eventuell ausschließen würde, wenn Ihr geheimes Leben bekannt würde. Der Spagat zwischen den beiden Welten muss unglaublich schwer sein.

Leider steht die therapeutische Behandlung nicht im Einklang mit der Überzeugung der Zeugen Jehovas. Mittlerweile aber auch nicht mehr im Widerspruch! Wahrscheinlich versucht Ihre Freundin mit ihrem Glauben die Krise zu überwinden, so wie es in der Gemeinde propagiert wird. Wenn ihr dies nicht gelingt, gibt sie sich vermutlich selbst daran die Schuld.
Erreichen kann man Ihre Freundin vielleicht damit, dass es im Sinne Ihres Glaubens ist, sich auch therapeutische Hilfe zu holen. Das es Gottes Wille ist, ein glückliches Leben zu führen und dazu auch Unterstützung anzunehmen.

Wichtig ist aber auch, Ihren Freund zu unterstützen. Die ihm zukommende Rolle ist besonders schwer: Er bekommt das Gefühl, der letzte Kontakt seiner Ex-Freundin zur Welt außerhalb der Gemeinde zu sein. Sicherlich ist er nach wie vor wichtig für seine Ex-Freundin und hat Einfluss auf Sie. Aber letzten Endes trägt Sie die Verantwortung für Ihr Leben und Ihre Entscheidungen. Retten kann er Sie nicht gegen Ihren Willen.

Peter, ich freue mich, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich aus vollem Herzen um Ihre Freunde kümmern. Ich hoffe, Ihnen ein wenig weiter geholfen zu haben.
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen dank für die gute und ausführliche Antwort ich hoffe das ich ihre Tipps umsetzen kann.





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