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Akustische Halluzinationen bei Depression

Percipi (m, 28) aus Kiel: Hallo,

meine Freundin hat gelegentlich das Gefühl, dass ich sie flüsternd beschimpfe (wie z. B. Spacken). Dies tue ich selbstverständlich nicht. Nur leider schenkt sie mir überhaupt keinen Glauben.

Sie hatte eine vorherige Beziehung, in der sie tatsächlich mit solchen Psychospielchen traktiert wurde. Nun projeziert sie das Verhalten ihres Exfreundes auf mich. Wie kann ich ihr die Sicherheit geben oder vielleicht sogar beweisen, dass ich so etwas nicht tue?

Wir kennen uns schon 13 Jahre. Sie hat eine mittelschwere Depression diagnostiziert bekommen. Sie ist 29 und ich 28 Jahre alt.

Mit freundlichen Grüßen

B.B.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Percipi,

danke, daß Sie sich mit Ihren Sorgen an dieses Forum wenden! Eine schwierige Situation, von der Sie hier sorgenvoll berichten. Möglicherweise leidet Ihre Freundin an akustischen Halluzinationen, die bei schwereren Formen der Depression häufiger, aber auch ohne Depression auftreten können. Typisch für ein Auftreten innerhalb depressiver Episoden ist die Sicherheit des Betroffenen, beschimpft zu werden. Darin spiegelt sich die depressive Grundstimmung, 'nichts wert' zu sein. Wir könnten also auch sagen, daß sich das innere Gefühl der Depressivität mit der Halluzination nach außen verlagert.

Ob der vorherige Freund der Betroffenen sie tatsächlich beschimpft hat ('Psychospielchen') würde ich in Frage stellen. Akustische Halluzinationen haben für den Betroffenen den Anschein absoluter Realität, die auch oft glaubhaft versichert werden kann, obwohl es nicht den Tatsachen entspricht. Da sich depressive Personen per se als 'nicht liebenswert' empfinden, ist eine Projektion auf den Partner beinahe 'programmiert'.

Sie sind in dieser Beziehung vor allem mit Geduld gefordert! Versuchen Sie, das Erleben Ihrer Freundin zu akzeptieren, in dem Sinne, daß SIE es ist, die diese Stimmen absolut hört und sich auch nicht dagegen wehren kann. Sie als Partner hingegen können Ihre Sorgen deswegen durchaus kundtun und auch eine pssychiatrische und/oder neurologische Behandlung anregen. Die Stimmen werden vermutlich nur in akuten depressiven Phasen auftreten, die - bei einer solchen Schwere - auch medikamentös behandelt werden können.

Handelt es sich um chronisches Stimmenhören, unabhängig vom Auftreten der depressiven Episoden, steht dieses Phänomen wahrscheinlich nur in einem lockeren Zusammenhang mit der Depression. In jedem Fall sollte Ihre Freundin eine Psychotherapie anstreben, wenn Sie sich nicht bereits in Behandlung befinden sollte.

Wenn diese Phänomene Sie selbst und/oder Ihre Beziehung belasten, können auch Sie über eine eigene psychotherapeutische Begleitung nachdenken. Durch die Nähe werden Sie auf die Dauer mit vielen Gedanken, vielleicht auch Ängsten und Sorgen konfrontiert werden, die Sie nicht immer auflösen können.

Sie werden Ihrer Freundin nicht 'beweisen' können, daß Sie sie nicht beschimpfen. Versuchen Sie es bitte auch nicht, denn in dieser Pflicht stehen Sie nicht! Sie können - auch in einer akuten Situation - z. B. offen zu ihr sagen: 'Ich glaube Dir, daß Du dies gehört hast, UND ich habe es nicht gesagt'.

Solange der Kern der Depression nicht therapeutisch bzw. in der Selbsterkenntnis erreicht ist, werden keine großen Veränderungen erwartbar sein, deshalb vorhin die Aufforderung an Sie zur Geduld. Sie beide stehen an einer 'Lebensschwelle', Ihre Freundin mit 29 Jahren etwas dichter als Sie selbst. Seien Sie sensibel für die Veränderungen, die sich abzeichnen und die Verantwortungen, die damit verbunden sein werden.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:
Kompetente Antwort, obwohl nur über Schriftverkehr. Danke!





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