Steuere ich wieder auf ein Burnout zu?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Hank,

Danke für Ihre Anfrage. Ein Burnout oder auch Erschöpfungsdepression trifft Menschen, die einen hohen Anspruch an sich selbst haben, perfekt sein wollen, glauben allen anderen genügen zu müssen. Oftmals sind sie harmoniesüchtig, können schlecht Grenzen setzen, nicht nein sagen, überfordern sich permanent.

Sie kennen das und wurden auch behandelt. Nun lese ich aus Ihren Zeilen immer noch diesen Anspruch heraus, was sein sollte und müsste und was nicht sein darf und Sie nicht haben möchten. Hier bauen Sie erneut Druck auf und kommen so wieder in die Spirale von 'Darf nicht sein, kommt aber doch, darf noch weniger sein, kommt immer öfter...'. Ich kann mir vorstellen, dass das alte Muster in Ihnen sind, die aus der Kindheit, der Jugend kommen und die Ihnen immer wieder sagten, Du mußt das und das tun, dann... haben wir Dich lieb, bist Du ein guter Junge, usw. Kann es sein, dass Sie immer etwas leisten mußten und noch müssen, um jemand zu sein? Dass Sie nie sein dürfen, einfach, weil Sie es sind? Solche alten Muster sind mit 6 Wochen Klinik nicht aus der Welt zu schaffen.

Nach Ihren Angaben vermute ich, dass Sie einen anspruchsvollen Beruf haben, der im Ausland ausgeübt wird. Und so unpassend es Ihnen vielleicht klingen mag, mit zunehmenden Jahren lässt zu den oben genannten Interpretationen durch mich die Belastbarkeit nach, das Leben hinterlässt Spuren und die Regenerationsphase dauert immer länger. Hinzu kommt vielleicht eine von Ihnen schon vermutete Ungeduld, das Nichtakzeptieren, dass es nicht immer Vollgas vorausgehen kann.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich therapeutische Unterstützung holen, Ihr Leben, Ihr gesamtes Dasein einmal reflektieren. Ich sage das deswegen in aller Deutlichkeit, weil ich als Trauerbegleiterin oftmals erlebe, wie schnell alles ganz anders ist und wie viel Reue oft aufkommt, sich den einen oder anderen Traum nicht erfüllt zu haben, sich selbst zu wenig wertgeschätzt, zu sehr nach den Wünschen anderer funktioniert zu haben.

Das soll nur ein Denkanstoss sein, die Signale Ihres Körpers nicht nur als lästige, möglichst schnell wegzumachende Störungen anzusehen, sondern sich bewußt zu werden über die eigenen Wünsche, Träume und Möglichkeiten und darüber, wie oft man sich selbst verleugnet, die innere Stimme nicht hören will.

Ich wünsche Ihnen Klarheit und den Mut, dazu zu stehen!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie
Trauerrednerin, Trauerbegleitung

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Bewertung durch den Fragensteller:
Den Nagel auf den Kopf getroffen.