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Sind körperliche Beschwerden durch Angstzustände oder Burnout möglich?

Frank (m, 35) aus Münster:

Hallo,

sind körperliche Beschwerden durch Angstzustände oder Burnout möglich? Ich habe seit längerem ein Stechen in der Brust, gefühlte Atemnot, leichte Sehstörungen, Herzklopfen, Schwindel und Pulssynchronen Tinnitus.
Ich hatte schon einige Untersuchungen hinter mir, CT der HWS, Röntgen der Lunge, EKG sowie Herzultraschall. Alles ohne Befund.

Diese Symptome wurden immer häufiger, mittlerweile habe ich sie den ganzen Tag, mal mehr mal weniger schlimm. Alle paar Tage schaukelt es sich hoch und ich bekomme wegen oder von den Symptomen eine Panikattacke.

Ich habe nächsten Monat einen Termin bei einem Psychologen, ohne Anraten meines Hausarztes.

Ich habe öfter gelesen, dass diese Symptome durch Stress oder psychosomatisch verursacht werden können, aber auch den ganzen Tag lang? Hören diese nach einer Panikattacke nicht normalerweise auf? Oder sollte es nicht Tage geben, bei denen man beschwerdefrei ist, wenn es psychische Ursachen hat? Ich habe Angst, dass etwas übersehen wurde und es doch nicht psychisch ist.

Vielen Dank für Ihre Hilfe.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Frank,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Körperliche Symptome können durch psychische Erkrankungen ausgelöst werden, genauso wie es umgekehrt der Fall sein kann. Oft lässt sich die Frage, was zuerst da war, nicht mehr eindeutig beantworten. Entscheidend ist, wenn von ärztlicher Seite kein ausreichender organischer Befund vorliegt, ist es meist ein Hinweis auf eine psychische Erkrankung.

Ein wichtiger seelischer Mechanismus, der uns als Menschen zur Verfügung steht, ist die Verdrängung oder Verschiebung psychischer Konflikte auf die körperliche Ebene. Es ist möglich, überwältigende Gefühle und Empfindungen so abzuspalten, dass man sich nicht mehr daran erinnern kann. Dies gilt besonders für die ersten 3 Lebensjahre, wenn wir noch nicht sprechen können. Doch auch danach können wir in überfordernden Situationen dissoziieren. Dies ist eine biologische Reaktion - wir schalten alles ab, so dass wir keine emotionale oder körperliche Verbindung mehr zu dem Ereignis haben. Damit einher geht allerdings, dass wir uns selbst auch nicht mehr gut spüren können. So kann es sein, dass wir über die Grenzen der eigenen Belastbarkeit hinweg gehen, weil wir nicht mehr spüren, wenn etwas zu viel wird.

Sie erwähnen nichts über Ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungen. Es könnte sein, dass die Gründe für Ihre Angst- und Panikstörungen zeitlich weiter zurückliegen. Ängste können im Körper physiologisch vielfältige Symptome hervorrufen. Bei Angst zieht sich alles im Körper zusammen, es wird enger - z.B. die Atmung, das Sehen. Im Brustkorb entsteht ein als bedrohlich erlebtes Engegefühl, das sich wie Atemnot anfühlen kann. Gleichzeitig wird der Herzschlag beschleunigt.

Wenn die Angst über einen längeren Zeitraum anhält, weil die Stressauslöser bestehen bleiben, werden auch die Symptome stärker. Ihr Körper signalisiert permanent, dass Sie sich in Gefahr befinden und erzeugt entsprechende Symptome. Als Antwort darauf, bekommen Sie mehr Angst. Daraus kann sich ein chronischer Zustand entwickeln, der schon beim kleinsten Auslöser mit Stress reagiert. Denn Ihr Nervensystem befindet sich in einem dauerhaft erhöhten Erregungszustand. Weil der Körper diesen hochtourigen Zustand nur eine Weile aufrecht erhalten kann, wird der hohe Erregungszustand irgendwann von einem Zusammenbruch/ Burnout beendet. Meist wird dann deutlich, dass der Organismus schon sehr lange völlig erschöpft ist und keine Reserven mehr hat.

Dies ist ein psychosomatisches Geschehen, denn sowohl psychisches als auch körperliches Befinden stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander.

Es ist gut, dass Sie bald einen Termin bei einem Psychologen haben. Ergänzend könnte auch eine Körpertherapie für Sie hilfreich sein, denn die Symptome sind ganz reale körperliche Empfindungen, mit denen Sie lernen können umzugehen. Sobald Sie erkennen - und vor allem auch fühlen können - wie Ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungen und Belastungen im Zusammenhang mit Ihren Ängsten stehen, werden sich bereits heilsame Veränderungen ergeben.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen dank für die ausführliche Antwort.





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