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Ich leide an übersteigertem Verantwortungsbewusstsein

Sternschnuppe (w, 26) aus Berlin:

Hallo und vielen Dank für die Möglichkeit sich hier eine erste Orientierung holen zu können!

Ich persönlich leide seit geraumer Zeit an einem übersteigerten Verantwortungsbewusstsein. Ich fühle mich für meine gesamte Umwelt verantwortlich, traue mich teilweise gar nicht mehr auf die Straße aus Angst in eine Situation zu geraten in der meine Hilfe benötigt werden könnte, denn mein Problem ist, dass ich überall solche Situationen sehe und das Gefühl nicht geholfen zu haben in mir furchtbare Schuldgefühle weckt.

Ich sehe z.B. einen Mann mit einem Kind an der Hand und frage mich sofort, ob es wohl der Vater des Kindes ist, oder ob er Böses im Schilde führt oder ich sehe z.B. eine alte Dame die schwer atmet und in mir keimt sofort die Idee, dass sie vielleicht gleich einen Herzinfarkt erleiden könnte, traue mich aber nicht zu fragen, ob es ihr gut geht, weil mir bewusst ist, dass ich übertreibe aber weiß auch, dass ich im Nachhinein schreckliche Schuldgefühle haben werde, weil sie ja vielleicht an der nächsten Ecke zusammengebrochen sein könnte und ich ihr nicht geholfen habe.

Ich habe jetzt auch vor kurzem einen Erste Hilfe Kurs besucht in der Hoffnung bei einem echten Notfall helfen zu können aber es hat mir nicht die erhoffte Selbstsicherheit gegeben. Diese ganze Verantwortung, die ich mir aufgeladen habe wiegt mir so schwer auf den Schultern. Bitte helfen Sie mir den richtigen Lösungsansatz zu finden!

Herzlichen Dank im Voraus für Ihre Hilfe!
Sternschnuppe

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sternschnuppe,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie haben den Eindruck, dass Sie seit geraumer Zeit an einem übersteigerten Verantwortungsbewusstsein leiden, denn sie können kaum noch auf die Straße gehen, ohne sich nicht um Ihre Mitmenschen zu sorgen. Sie haben sogar einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, doch die erwünschte Selbstsicherheit hat sich dadurch nicht eingestellt.

Aus meiner Sicht ist das Verantwortungsbewusstsein nur ein Aspekt Ihres seelischen Erlebens und eine Folge Ihrer Gedanken und Befürchtungen. Wesentlich ist Ihre Art der Wahrnehmung. Sie sehen den Mann mit dem Kind und haben sofort die Annahme, dass er etwas Böses im Schilde führen könnte. Oder die alte, schweratmende Dame, bei der Sie sofort an einen Herzinfarkt denken müssen.

Es sind Ihre Befürchtungen und Ihre Angst, die Sie belasten und nicht die Realität, wie sie vielleicht wirklich ist. Dafür spricht, dass der Erste-Hilfe-Kurs Sie nicht beruhigen kann, obwohl er es durchaus könnte. Denn Sie sind jetzt bestens geschult, um wirklich in einer Notfallsituation handeln zu können. Eigentlich könnten Sie Ihrem Alltag nun einfach weiter nachgehen ohne sich zu sorgen. Doch die Befürchtungen und Ängste hören nicht auf, der seelische Mechanismus läuft trotzdem weiter.

Ich würde Ihnen empfehlen, sich therapeutische Begleitung zu suchen, um genauer heraus zu arbeiten, wie es zu dieser Idee kommt, dass Sie für alle Menschen verantwortlich sind und deren Unglück und Leid abwehren müssen. Es ist in der Tat eine übermenschliche Aufgabe, die Sie nicht leisten können und auch nicht sollen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für den hilfreichen ersten Ansatz! :)





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