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Mentale Stärke - Lexikon der Psychologie

Mentale Stärke (engl. mental toughness) ist das Ergebnis von persönlichen Überzeugungen, Einstellungen und Denkprozessen, die dazu führen, dass sich Personen a) herausfordernde Ziele setzen und an diesen auch unter Schwierigkeiten festhalten, b) Misserfolge besser wegstecken, c) eine höhere Motivation aufweisen, sich d) weniger ablenken lassen und e) insgesamt mehr Anstrengung und Ausdauer zur Erreichung ihrer Ziele aufbringen.
Bereits in den 1970er Jahren konnten führende Psychologen wie Albert Bandura (Selbstwirksamkeit), Martin Seligman (erlerne Hilflosigkeit) und Julian B. Rotter (Locus of Control) in zahlreichen Studien zeigen, dass Menschen, die von den eigenen Fähigkeiten überzeugt sind und Situationen für kontrollierbar halten:
  • sich höhere Ziele setzen
  • motivierter sind
  • besser mit Stress umgehen
  • mehr Anstrengung und Ausdauer zeigen
Bandura bezeichnete diese Überzeugen als wahrgenommene Selbstwirksamkeit. Rotte sprach von wahrgenommener Kontrollierbarkeit. Im Jahr 2012 schließlich stellten Peter Clough und Keith Earle ein Modell für mentale Stärke mit vier Komponenten vor (4C-Modell):
  • Confidence: Mental starke Personen sind von ihren Fähigkeiten überzeugt (gleichbedeutend mit Banduras Selbstwirksamkeit)
  • Challenge: Mental starke Personen suchen die Herausforderung
  • Control: Mental starke Personen halten die Dinge für kontrollierbar (gleichbedeutend mit Rotters Locus of Control)
  • Commitment: Mental starke Personen halten an ihren Zielen fest
Verwandte Konstrukte sind Resilienz (Emmy Werner) und Hardiness (Salvatore R. Maddi), wobei unter der Resilienz vor allem die Denkprozesse untersucht werden, die es einer Person ermöglichen, Stress und Belastungen zu bewältigen. Hardiness hingegen wird oft als eine Art Persönlichkeitseigenschaft verstanden, die es einer Person ermöglichen auch unter großem Stress und Druck gesund zu bleiben. Bereits Maddi sah die Komponenten Commitment, Control und Challenge als charakteristisch für Hardiness an.
Der Unterschied zu mentaler Stärke liegt in erster Linie im Leistungsfocus begründet. Während bei Resilienz und Hardiness die psychische Gesundheit im Vordergrund steht, geht es bei mentaler Stärke um (körperliche) Leistung und Leistungssteigerung. Das ist der Grund, warum mentale Stärke vor allem in der Sportpsychologie Anwendung findet.

Mentale Stärke trainieren

Von Satow (2015) stammt das Stufenmodell der mentalen Stärke, das häufig im Training mit Leistungssportlern eingesetzt wird, um mentale Stärke gezielt aufzubauen. Das Modell legt einen Schwerpuntk auf die Erlernbarkeit von mentaler Stärke durch mentale Übungen und bestimmte Trainingserfahrungen. Zudem gibt es eine logische Reihenfolge beim Aufbau von mentaler Stärke vor, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
1. Stufe: Überzeugungen in die eigenen Fähigkeiten aufbauen: Der Sportler baut mit Hilfe von mentalen Übungen und besonderen Trainingseinheiten Selbstwirksamkeitsüberzeugungen auf.
2. Stufe: Lernen auf ein Ziel fokussiert zu bleiben: Der Sportler lernt auf sein Ziel fokussiert zu bleiben, sich nicht ablenken zu lassen und seine Gedanken in Leistungssituationen zu kontrollieren.
3. Stufe: Lernen mit Misserfolgen umzugehen: Der Sportler lernt seine Selbstwirksamkeitsüberzeugungen vor Misserfolgen abzuschirmen und weiter auf sein Ziel fokussiert zu bleiben.
4. Stufe: Lernen, sich selbst immer neue, herausfordernde Ziele zu setzen Der Sportler lernt sich selbst durch neue, herausfordernde Ziele zu motivieren und an diesen festzuhalten.

Literatur

Clough, P.J. & Strycharczyk, D (2012). Applied mental toughness: A tool kit for the 21st Century. Kogan Page.
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